Fragen und Antworten zum Thema Islam - Christentum
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1. Islam und Christentum: Was ist grundsätzlich zu beachten?
Zwei grundsätzliche Aspekte scheinen mir zum richtigen Verständnis von Bedeutung zu sein.
Einheit von Religion und Staat (Gesellschaft)
Die Ankunft Mohammeds in Medina am 16. Juli 622 n. Chr. ist ein entscheidendes Datum im islamischen Denken: der Beginn des Islam. Es ist der Beginn einer neuen Zeit, die mit der muslimischen Zeitrechnung zum Ausdruck gebracht wird, dem Jahr 0 im islamischen Kalender.
In Medina vollzog sich die entscheidende Wende im Leben Mohammeds und somit in der Entwicklung der islamischen Religion. Es gelang ihm, zwischen den verfeindeten Stämmen Frieden zu stiften. Durch die Annahme des Islam und die Anerkennung Mohammeds als Propheten traten verschiedene Stämme in Medina durch einen 623/624 n. Chr. beschlossenen Bündnisvertrag, der sogenannten «Gemeindeordnung von Medina», miteinander in eine neue Art von politisch-religiöser Beziehung.
Die «islamische Urgemeinde», die islamische Gemeinschaft, «Umma» (Arab. umma = Gemeinschaft, Gemeinde, Nation) entstand. Dadurch bekam Mohammed nicht nur die Rolle eines Propheten, sondern immer mehr auch jene eines sozialen Organisators. Er verwirklichte sich zum politischen und militärischen Führer. In Medina entwickelte sich, was der Islam eigentlich sein will: eine Gesellschaft mit theokratischer Regierungsform, in der die islamischen und staatlichen Gebote eins sind.
Hier zeigt sich, dass der Islam nicht nur eine Religion ist, sondern im Gegensatz zu unserem westlichen, christlich geprägten Verständnis zugleich eine Gesellschaftsform (Staat) und eine politische Autorität. Eine Trennung von Religion und Staat gibt es im Islam nicht. Das erschwert ganz wesentlich die Auseinandersetzung mit dem Islam. Denn wenn wir vom Islam reden, stellt sich immer die Frage: Was ist gemeint: Islam als Religion, Islam als Gesellschaftsform oder als politische Autorität? Das ist für unser westlich geprägtes Denken schwer nachvollziehbar.Zwei Religionen mit einer Botschaft für alle
Islam und Christentum sind zwei Religionen, die beide einen Absolutheitsanspruch vertreten. Das heisst, beide sind davon überzeugt, dass ihre Botschaft alle Menschen betrifft und dass die Annahme ihrer Religion sowohl für den Einzelnen wie für die ganze Menschheit der grösste Segen bedeutet.
Der Islam, im siebten Jahrhundert durch die Verkündigung Mohammeds entstanden, versteht sich als die Ur-Religion aller Menschen, die von Gott her durch den Koran offenbart wurde. Alle anderen Religionen sind, wo sie nicht mit dem Islam übereinstimmen, Verfälschungen der wahren Religion. Wahrer Friede mit Gott und der ganzen Menschheit werden nach Auffassung des Islam nur dann möglich sein, wenn alle Menschen die «eigentliche» Religion, den Islam, annehmen.
Das Neue Testament spricht an einigen Stellen von der Einzigartigkeit und Heilsbedeutung Jesu Christi für alle Menschen. Im Johannesevangelium lesen wir das Wort Jesu: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater ausser durch mich» (Joh 14,6). Damit sagt der christliche Glaube provokativ, dass alle Menschen nur durch Jesus Christus erlöst werden und letztlich nur durch ihn zu Gott gelangen können.
Zwei absolute Religionen kommen notgedrungen in ein gegenseitiges Spannungsfeld, ja in einen Konflikt. Wenn zwei Religionen mit einem Absolutheitsanspruch aufeinander treffen, stellt sich natürlich die Frage: Welche erhebt diesen Anspruch zu Recht?Ein erster Punkt besteht darin, die «Gründer» der beiden Religionen zu betrachten: Wie hat Jesus von Nazaret und wie Mohammed gelebt? (Anders als beim Christentum versteht sich Mohammed nicht als «Gründer» des Islam, sondern als Prophet, als Überbringer. Deshalb wurden die Gläubigen des Islam nicht «Mohammedaner», sondern Muslime genannt.) Was lässt sich, ausgehend von ihrem Leben, auf die Wahrheit schliessen, die sie vertreten?
Viele Unterschiede – aber natürlich auch einige Gemeinsamkeiten - werden offenbar, wenn wir die unterschiedlichen Sichtweisen der beiden Religionen zu verstehen suchen. Wir können sagen: Den Islam gibt es nicht, genauso wie es das Christentum auch nicht gibt. Um einer Religion gerecht zu werden, darf nicht eine persönlich mehr oder weniger sympathische Erscheinungsform der entsprechenden Religion betrachtet werden, sondern es ist von den Wurzeln und der Lehre, wie die entsprechende Religion sich selbst versteht, auszugehen. Auch wenn sowohl gläubige Christen als auch gläubige Muslime sagen, dass sie es aber anders sehen und verstehen, ändert dies nichts an der grundsätzlichen Lehre der beiden Religionen.Für die Betrachtung der katholischen Kirche würde dies vergleichsweise heissen, von der Bibel, den geschichtlichen Entwicklungen und den neuen offiziellen Dokumenten (den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils sowie des Katechismus der Katholischen Kirche) auszugehen.
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Der islamische Glaube gründet in erster Linie auf dem Koran sowie in zweiter Linie auf der Überlieferung, den sogenannten Hadithen. Die Hadithen beinhalten viele Worte und Taten Mohammeds. Die Lebensweise des Propheten, auf Arabisch auch «Sunna» (sunna= gewohnte Handlung, Brauch) genannt, ist bis heute für jeden gläubigen Muslim Richtschnur und Vorbild, dem er möglichst getreu nacheifert. Mohammed war nicht nur Prophet, indem er Botschaften von Allah empfing und diese weitergab, sondern sein ganzes Leben gilt als Botschaft Gottes. Den Gläubigen gab die möglichst getreue Nachahmung Mohammeds die Gewissheit, dass sie richtig vor dem Angesicht Allahs lebten. So gilt neben dem Koran die Sunna, der Lebensweise des Propheten als die zweitwichtigste Quelle des islamischen Rechts. -
2. Gibt es einen Unterschied im Verständnis des Korans und der Bibel?
Der Koran gilt für die Muslime als das reine, unverfälschte Wort Gottes, eine Abschrift des himmlischen Buches, welches nun vom Himmel herabgestiegen ist. Der Koran ist nach muslimischer Auffassung älter als das Alte und Neue Testament. Der Autor ist Gott selbst.
Der Koran ist Mohammed direkt von Gott durch die Vermittlung des Engels Gabriel eingegeben worden. Mohammed war lediglich das Sprachrohr, das Medium, durch das Gott sich den Menschen auf Arabisch mitteilte. Das garantiert nach muslimischer Sicht die fehlerlose Übermittlung und damit die absolute Richtigkeit des Korans. Deshalb ist der Koran für alle Menschen von Anfang an bis zum Ende der Welt gültig und auch unveränderlich.
Kein gläubiger Muslim zweifelt daran, dass der Koran direkt von Gott offenbart wurde und somit Gottes Wort in Reinform ist. Der Koran ist deshalb fehlerlos, weil kein Mensch irgendwie mitwirken konnte. Aufgrund seines Glaubens ist kein Muslim bereit, den Koran durch kritische Untersuchungen zu hinterfragen. Jede Kritik am Koran ist wie eine Kritik an Gott selbst. Allah und Koran werden im Islam so sehr als eins gesehen, dass im Grunde nur ein Gottloser es wagen kann, etwas gegen den Koran zu sagen.Unterschied: Bibel und Koran
Ein erster Unterschied besteht in der Grundstimmung. Beim Koran steht das Vortragen im Zentrum. «Trag vor im Namen deines Herrn,…» (Sure 96) Der Mensch soll hören, was ihm gesagt wird und dies dann tun. Gehorsam und Unterwerfung unter die befehlende Autorität Gottes ist die Folge davon.
Als Jesus nach dem grössten Gebot gefragt wurde, zitierte er das Buch Deuteronomium, das «Shma Israel», und antwortete: «Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden» (Mk 29,31). Die Bibel lädt den Menschen zum Hören, zum Lauschen auf die Stimme Gottes ein. Das bewirkt eine Beziehung der Liebe. Die Folge davon ist die Hingabe an diesen Gott der Liebe und an Seinen Willen.Ein weiterer Unterschied: Die Bibel ist Gottes Wort. Es bezeugt die Offenbarung Gottes in der Geschichte des Alten Testamentes und in Jesus Christus. Sie ist Gottes Wort in Menschenwort, wie Paulus sagt: «Darum danken wir Gott unablässig dafür, dass ihr das Wort Gottes, das ihr durch unsere Verkündigung empfangen habt, nicht als Menschenwort, sondern - was es in Wahrheit ist - als Gottes Wort angenommen habt; und jetzt ist es in euch, den Gläubigen, wirksam» (1Thess 2,13).
Da die Bibel als Gottes Wort von Menschen geschrieben wurde, lassen sich kulturell und literarisch bedingte Stilformen in der Bibel identifizieren. Auch war nicht von Anfang alles, was die christliche Offenbarung beinhaltet, schon gegeben. Vielmehr entfaltete sich die Offenbarung durch das Alte Testament und findet in Jesus Christus seine Erfüllung.Im Gegensatz dazu ist der Koran für Muslime nicht ein Bericht, der sich auf eine Geschichte Gottes mit den Menschen bezieht. Er ist vielmehr selbst das grundlegende Ereignis. Der Koran ist die wortwörtliche Offenbarung Gottes selbst. Er ist ein «geschichtsloses» Buch und kann deshalb keine «Geschichtsfehler» enthalten. Er ist das Wort Gottes, das schon ewig existierte. Deswegen feiern die Muslime die Herabsendung der ersten Koransuren auch so eindrücklich im Fest des Fastenbrechens.
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Doch auch die Christen kennen ein Wort Gottes, das schon ewig existierte wie der Koran und das auf die Erde kam. Doch dieses Wort, so betont der Evangelist Johannes ausdrücklich, wurde nicht Papier und Buchstabe, sondern Fleisch und Blut (vgl. Joh 1,1.14). Deshalb wird im Christentum Weihnachten, in der Gottes Wort Mensch wird, festlich (auch mit Geschenken) gefeiert.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Im Mittelpunkt des Christentums steht eine Person, Jesus Christus; im Mittelpunkt des Islam dagegen ein Buch, der Koran. Zu einem echten Dialog zwischen Muslimen und uns Christen gehört es deshalb, dass wir verstehen, was der Koran dem Muslim bedeutet, und dass wir unsrerseits bezeugen, was Jesus Christus für uns bedeutet. -
3. Wie steht die christliche Vision des Reiches Gottes zur islamischen Vision des weltumspannenden Reiches des Islam, der Umma?
Christentum und Islam sind zwei Religionen, die zwei unterschiedliche Visionen für alle Menschen vertreten: die Vision des Reiches Gottes im Christentum und die Vision des Reiches des Islam (Umma) im Islam.
Der Islam versteht sich als eine Lebensweise, die seit Beginn der Schöpfung den Menschen als Wegweiser für eine diesseitige und jenseitige Glückseligkeit dient. Der Einzelne hofft zwar auf das Paradies (nach dem Gericht). Dennoch ist aber ein wesentliches Ziel des Islam innerweltlich: das Reich des Islam.
Der Islam hält nicht Ausschau nach einem Gott, der von «aussen» kommt, der in diese Welt eingreift und rettet. Das Heil kommt nicht von aussen, sondern vom Islam selbst. Deshalb ist die Ausbreitung und Eroberung der Welt für den Islam so zentral. Das Ziel des Islam besteht letztlich in der Islamisierung der ganzen Welt. Dann wird auf der Welt Friede sein.Jihad - Heiliger Krieg
Um diese grosse Vision zu erfüllen, sind alle Muslime zum Jihad aufgerufen. «Jihad» bedeutet zunächst «Bemühen» oder «Anstrengung auf dem Weg Gottes». Muslimische Juristen unterscheiden vier verschiedene Arten des Jihad: Der Jihad des Herzens: Dies ist die Bekämpfung des Teufels und die Abwehr seiner Angriffe. Der Jihad der Zunge: Er wird gekämpft durch das Aussprechen des Wahren und Richtigen. Der Jihad der Hände: Dies ist das Eintreten für das Richtige und das Vermeiden des Falschen. Der Jihad des Schwertes: Dieser bedeutet Kampf und Krieg gegen die Ungläubigen und die Feinde des Glaubens. Jihad meint den vollen Einsatz für den Islam.
Das grosse Ziel ist, dass die ganze Welt muslimisch wird, das heisst die ganze Welt heimgeführt wird in die Umma. Darin ist nicht mehr die Familien- oder Stammeszugehörigkeit das oberste Prinzip, sondern die Glaubenszugehörigkeit und Gleichheit vor Gott und dem Gesetz. In der Umma herrschen Geschwisterlichkeit und gegenseitige Unterstützung. Die Umma ist dem Stamm, der Nation, der Familie, ja selbst der Ehe übergeordnet.Haus des Friedens (des Islam) und Haus des Krieges
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Als Folge dieser grossen Vision wird die ganze Welt nach Auffassung der traditionellen muslimischen Theologie in zwei Bereiche eingeteilt: in das «Haus des Friedens» und das «Haus des Krieges».
Das Haus des Friedens ist dort, wo der Islam «herrscht» und die Scharia als Gesetz gilt. Innerhalb dieses Hauses des Friedens gibt es noch eine Unterteilung für die Christen und Juden. Sie gehören zum «Haus des Schutzes». Im Fall einer Eroberung werden sie nicht gezwungen, den Islam anzunehmen. Sie können ihren Glauben unter bestimmten Rahmenbedingungen in eingeschränkter Form weiter praktizieren.
Zum «Haus des Krieges» gehören alle Länder, die noch nicht muslimisch sind. In diesen zu erobernden Gebieten herrscht in gewisser Weise der prinzipielle Kriegszustand und dies so lange, bis auch sie zum «Haus des Islam» gehören. Es ist nämlich aus muslimischer Sicht im Grunde unmöglich, dass der wahre Glaube (also der Islam) und der Götzendienst beziehungsweise der Unglaube nebeneinander existieren können, da diese Welt den Gläubigen gehört.
Der Krieg gegen die Ungläubigen ist deshalb immer ein gerechter Krieg. Er darf auch mit unlauteren Mitteln durchgeführt werden. Dabei ist z. B. lügen, wenn dies der Verbreitung der Umma dient, erlaubt. Der Krieg kann nur für bestimmte Zeit als Waffenstillstand per Vertrag oder Schiedsgericht ausgesetzt werden, etwa, wenn die Übermacht der Gegner zu gross ist und wenn keine Aussicht auf Sieg besteht.
Der Koran sichert denjenigen, die im Jihad ihr Leben lassen, einen gewaltigen Lohn und unmittelbaren Eingang ins Paradies zu. Das bewegt auch heute Jihadkämpfer zu Selbstmordattentaten. Die meisten muslimischen Theologen nehmen an, dass Muslime, die nicht als Märtyrer im Jihad, sondern eines natürlichen Todes sterben, nicht sofort ins Paradies eingehen können, sondern erst nach einer gewissen Wartezeit.
Es gibt noch andere Formen der Ausbreitung des Islam. Eine Form des Jihad, und damit des Wachstums des Islam, kann auch durch Geburten geschehen. Da die in Europa eingewanderten muslimischen Familien weit mehr und viel früher Kinder haben, verschieben sich die Bevölkerungsanteile. Ein Aspekt des Wachsens der weltweiten Umma besteht auch darin, dass die Kinder aus muslimisch-christlichen Ehen immer Muslim werden. Ein muslimischer Mann darf eine Christin heiraten, jedoch kein Christ eine Muslima. Er muss zuerst den Islam annehmen, bis er eine muslimische Frau heiraten darf.
Das Reich Gottes im Islam und im Christentum
Christlich bedeutet «Reich Gottes»: Gott «regiert». Gott will mit Seiner Liebe in den Menschen «regieren» und die Herzen der Menschen und all ihre Beziehungen mit Seiner Liebe erfüllen. Dieses Reich Gottes – und darauf weist Jesus in manchen Gleichnissen hin – beginnt ganz unscheinbar im Innern des Menschen und will sichtbar werden im Zusammenleben der Menschen, ja in sämtlichen Strukturen des menschlichen Zusammenlebens. Auch wenn das Reich Gottes im Herzen beginnt, zielt es doch auf die Erneuerung und Veränderung der ganzen Gesellschaft hin. Es will von «innen» nach «aussen» wachsen. Jesus hat die Menschen aufgerufen, sich Gottes Regierung in ihren Herzen, dem Reich Gottes zu öffnen. Heute wird Sein Ruf durch die Verkündigung und durch Taten der Liebe weitergegeben. Es ist immer ein Anruf an die Freiheit des Menschen.
Jesus hat in vielen Zeichen und Wundern die Gegenwart des Reiches Gottes geoffenbart. Das Reich Gottes ist ein unsichtbares Reich, wie Jesus vor Pilatus bezeugte: «Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier» (Joh 18,36-37).
Diese gegenwärtige Erfahrung des Reiches Gottes zielt auf eine zukünftige, endzeitlich kosmische Vollendung. Mit anderen Worten: Was Gott in Jesus angefangen hat, das wird Er auch vollenden. Die Vollendung des Reiches Gottes wird durch die Wiederkunft Jesu Christi in Herrlichkeit in Erfüllung gehen.
Im Islam herrscht Allah souverän über allem. Im Koran und der Scharia hat er seinen Willen geoffenbart. Damit hat der Mensch alles, was er braucht. Nun ist der Mensch durch die Einhaltung des Gesetzes in der Lage, im Reich Allahs zu leben.
Aber ein grosser Teil der Menschheit hat sich diesem Willen Allahs noch nicht unterworfen. Es ist nun die Aufgabe der Muslime, das Gesetz Allahs – die Scharia -, wo immer möglich einzuführen und die Einhaltung durchzusetzen. Das kann durch friedliche Art, durch werbende Verkündigung, aber auch durch wirtschaftliche oder militärische Macht geschehen. Dann herrscht Allah.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Islam und Christentum wissen sich zu allen Menschen gesandt und haben eine Vision, die alle Menschen umfasst. Was für Christen der Einsatz fürs Reich Gottes ist, ist für Muslime der Jihad für die Umma. Doch im Wie der Umsetzung sind einige Unterschiede offensichtlich.
Während die Umma ein diesseitiges Reich ist, ist das Reich Gottes ein unsichtbares, geistiges Reich, das im Hier und Jetzt beginnt und sich in der Ewigkeit vollendet. Beim Reich Gottes ist der Hauptwirkende Gott selbst. Der Mensch öffnet sich Gottes Wirken und hilft dadurch dem Wachstum des Reiches Gottes. Das Reich Gottes kann nur in absoluter Freiheit wachsen, die immer und jederzeit völlig respektiert wird.
Im Gegensatz dazu ist das Reich des Islam ein irdisches Reich. Alles, was der Vergrösserung der Umma dient, ist gerechtfertigt, selbst durch Krieg, Lüge und Mord. Innerhalb der Umma gilt die gegenseitige Loyalität und Unterstützung, nicht aber nach aussen. -
4. Gibt es einen Unterschied der Kriege des Islam und der Christen (z. B. die Kreuzzüge)?
Die Kreuzzüge sind in einer konkreten Situation entstanden. Jahrhundertelang hat der Islam immer mehr christliche Gebiete erobert. Die Idee der Kreuzzüge entstand, als es mehr und mehr zu unzähligen Übergriffen auf Christen kam und verschiedene Kirchen unter den Fatimidenkalifen (996-1021) zerstört wurden. Besonders schmerzlich war der Beginn der Zerstörung der Grabeskirche am 28. September 1009. In den Jahren 1071-1076 verübten die Seldschuken Gräueltaten an christlichen Pilgern im Heiligen Land, nachdem schon (viel) früher Armenien, Byzanz, Kleinasien und auch Jerusalem erobert worden waren.
Als Reaktion darauf wurde 1095 durch Papst Urban II. zum ersten Kreuzzug aufgerufen. Dabei ist zu bedenken: Der Papst verkörperte damals nicht nur die kirchliche Macht, sondern zugleich auch eine politische Autorität und entschied auch in militärischen Fragen. 1099 fiel Jerusalem an die Kreuzritter. Jerusalem wurde dann später durch Sultan Saladin von Ägypten im Jahre 1187 zurückerobert. Dies hatte den dritten Kreuzzug unter Friedrich Barbarossa 1190 zur Folge. Dieser und alle folgenden Kreuzzüge - der letzte fand 1271 statt - schlugen nicht nur fehl, sondern hinterliessen eine Feindschaft zwischen Muslimen und Christen, die man heute noch spüren kann. Bei diesen Kriegen wurden auch von den christlichen Kämpfern viele Gräueltaten verübt und viel Unrecht begangen.
Während im Alten Testament auch Eroberungskriege des Volkes Israel als «Kriege Gottes» verstanden wurden, ist das Thema Krieg im Neuen Testament kein Thema mehr.Im Neuen Testament
Es gibt keine einzige Bibelstelle, in der Jesus seine Jünger auffordert, Krieg gegen Menschen zu führen. Im Gegenteil! Jesus hat sogar zur Feindesliebe aufgerufen: «Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, …» (Mt 5,44). Jesus hat sich aber auch gegen Ungerechtigkeiten gewehrt, jedoch nicht mit Gewalt. So gab er dem Knecht, der ihn ungerechtfertigt geschlagen hat zur Antwort: «Wenn es nicht recht war, was ich gesagt habe, dann weise es nach; wenn es aber recht war, warum schlägst du mich?» (Joh 18,23). Und dann war Jesus bereit, als Märtyrer, als Zeuge für die Wahrheit gefoltert und getötet zu werden.Im Koran
Im Gegensatz zum Evangelium ist der Krieg ein Bestandteil der Botschaft des Korans selbst. Dazu einige Suren und Verse: «Und kämpft gegen sie, bis niemand (mehr) versucht, (Gläubige zum Abfall vom Islam) zu verführen, und bis nur noch Gott verehrt wird». (Sure 8,39)
«Prophet! Feure die Gläubigen zum Kampf an! Wenn unter euch zwanzig sind, die Geduld (und Ausdauer) zeigen, werden sie über zweihundert, und wenn unter euch hundert sind, werden sie über tausend von den Ungläubigen siegen. (Das geschieht diesen) dafür, daß es Leute sind, die keinen Verstand haben». (Sure 8,65)
«Und wenn nun die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Heiden, wo (immer) ihr sie findet, greift sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf! Wenn sie sich aber bekehren, das Gebet verrichten und die Almosensteuer geben, dann laßt sie ihres Weges ziehen! Gott ist barmherzig und bereit zu vergeben». (Sure 9,5)
Dann können auch noch die bereits weiter oben erwähnten Verse genannt werden:
«Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Gott und den jüngsten Tag glauben und nicht verbieten (oder: für verboten erklären), was Gott und sein Gesandter verboten haben, und nicht der wahren Religion angehören - von denen, die die Schrift erhalten haben - (kämpft gegen sie), bis sie kleinlaut aus der Hand (?) Tribut entrichten!» (Sure 9,29)
«Sie möchten gern, ihr wäret (oder: würdet) ungläubig, so wie sie (selber) ungläubig sind, damit ihr (alle) gleich wäret. Nehmt euch daher niemand von ihnen zu Freunden, solange sie nicht (ihrerseits) um Gottes willen auswandern! Und wenn sie sich abwenden (und eurer Aufforderung zum Glauben kein Gehör schenken), dann greift sie und tötet sie, wo (immer) ihr sie findet, und nehmt euch niemand von ihnen zum Freund oder Helfer!» (Sure 4,89)Selbstmordattentate
Fast täglich hören wir in den Nachrichten von Selbstmordattentaten, denen viele Unschuldige zum Opfer fallen. Das führt zur Frage: Haben diese Selbstmordattentate mit dem Islam zu tun, oder wird hier der Islam als Religion missbraucht? Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Zwar verurteilt der Koran Gewalt an Unschuldigen (vgl. Sure 5,32) wie auch in Sure 4,29 den Selbstmord. Doch die Selbstmordattentäter betrachten sich nicht als Menschen, die Unschuldige töten oder Suizid begehen. Sie betrachten sich vielmehr als Menschen, die ihr Leben im Jihad, im «Einsatz für die Sache Gottes» (der sowohl friedlich als auch mit Gewalt gegen die Feinde des Islam vorangetrieben werden kann) hingeben.
Der Koran verspricht denjenigen, die im Jihad als Märtyrer sterben als grosse Belohnung den unmittelbaren Zutritt zum Paradies, wie Sure 3,195 zeigt: «Da erhörte sie ihr Herr (mit den Worten): Ich werde keine Handlung unbelohnt lassen (wörtlich: verloren gehen lassen), die einer von euch begeht, (gleichviel ob) männlich oder weiblich. Ihr gehört (ja als Gläubige) zueinander (ohne Unterschied des Geschlechts). Darum werde ich denen, die um meinetwillen ausgewandert und aus ihren Häusern vertrieben worden sind und Ungemach erlitten haben, und die gekämpft haben und (dabei) getötet worden sind, ihre schlechten Taten tilgen, und ich werde sie in Gärten eingehen lassen, in deren Niederungen (wörtlich: unter denen) Bäche fließen. (Das soll ihre) Belohnung von Seiten Gottes (sein). Bei Gott wird man (dereinst) gut belohnt.»Zur Unterscheidung des Begriffes «Märtyrer»: Ein christlicher Märtyrer erleidet wegen seines Eintretens für den Glauben und die Gerechtigkeit den Tod. Ein muslimischer Märtyrer kämpft aktiv für den Jihad und wird dabei getötet oder tötet sich selbst.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Wenn Christen Krieg (ausser zur Verteidigung) in der Vergangenheit geführt haben, haben sie gegen die Weisungen und das Vorbild Jesu Christi gehandelt. Im Islam sind hingegen Kampf und Krieg Teile des Korans und finden sich in den Weisungen und im Vorbild Mohammeds.
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5. Wie steht die Kirche zum Islam?
Erstmals hat die katholische Kirche in zwei Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) offizielle Aussagen über den Islam gemacht. In besonderer Weise hat sich das Zweite Vatikanische Konzil mit dem Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen im Dokument «Nostra aetate» auseinandergesetzt. Darin heisst es über die Muslime: «Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer den Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft.
Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten.
Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen.» («Nostra aetate» Nr. 3)
Weiter lesen wir in der Dogmatischen Konstitution über die Kirche: «Der Heilswille umfaßt aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslim, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird.» («Lumen gentium» Nr. 16).
Da Gott will, dass alle gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen (vgl. 1 Tim 2,4) ist die Verkündigung des Evangeliums auch Muslimen gegenüber Ausdruck unserer Liebe zu ihnen. Die Verkündigung des Evangeliums an alle Menschen ist und bleibt die Hauptaufgabe der Kirche, wie sie es auch im Dokument über die nichtchristlichen Religionen darlegt: «Unablässig aber verkündet sie und muß sie verkündigen Christus, der ist «der Weg, die Wahrheit und das Leben» (Joh 14,6), in dem die Menschen die Fülle des religiösen Lebens finden, in dem Gott alles mit sich versöhnt hat». («Nostra aetate» Nr.2).
In diesen Texten sind drei Aspekte des Umganges mit den Muslimen angesprochen: Respekt und Wertschätzung, Dialog sowie Mission.Unterschied zwischen Lehre und Person
Zuerst anerkennt die katholische Kirche, dass die Muslime den alleinigen Gott anbeten, auch wenn – ausser im Glauben an die Schöpfung aus dem Nichts, dem Glauben an einen sich offenbarenden Gott und dem Monotheismus – das gegenseitige Verständnis Gottes unterschiedlich ist. Das zeigt, dass es sich bei den oben zitierten Sätzen nicht um eine objektiv-dogmatische, sondern um eine subjektiv-spirituelle Aussage handelt. Denn auf der dogmatischen Ebene sind die Aussagen des Korans über Allah nicht zu vereinbaren mit dem Gott der christlichen Offenbarung. Gläubige Muslime wehren sich auch entschieden gegen die Unterstellung, ihr Allah sei identisch mit unserem biblischen Gott.
Die persönliche Frömmigkeit ist von dieser dogmatischen Ebene zu unterscheiden. So kann jemand eine «lehrmässig falsche» Gottesauffassung vermittelt bekommen haben und vertreten, und dennoch aufgrund seiner lauteren Herzenshaltung den wahren Gott suchen, lieben und anbeten. Gott schaut nicht in erster Linie auf die Richtigkeit der Lehre, sondern auf das aufrichtige Herz. Dies hat auch Petrus erfahren: «Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist (Apg 10,34-35).Muslime fordern uns
Die Hochschätzung, welche die Kirche den Muslimen entgegenbringt, bezieht sich auf bestimmte Aspekte, in denen sie uns Vorbild sein können und uns herausfordern, diese in unserem Christsein neu zu entdecken und entschiedener zu leben. Es gibt im Islam – wie in anderen Religionen – viele Menschen, die uns punkto Ernsthaftigkeit und Entschiedenheit herausfordern.
Ich denke an gläubige Muslime, welche die Priorität Gottes unter allen Umständen zu leben versuchen, indem sie die fünffachen täglichen Gebete (mit einer Zeit von je 30-50 Minuten) treu verrichten sowie das Ramadanfasten einhalten. Dem gegenüber erleben wir ja gerade im Westen, wie die Heiligkeit und Souveränität Gottes mehr und mehr missachtet und Gott selbst auf die Seite gestellt wird. Da können wir nur lernen!
Dazu gehört auch der Mut, öffentlich zum Glauben zu stehen und für diesen einzustehen. Die Kraft ihres Glaubens zeigt sich darin, dass der Glaube alle Lebensbereiche durchdringt. Der Glaube ist die prägende Kraft der Kultur. Gerade diese Einheit von Kultur und Glaube kann für uns neu vorbildhaft werden.Gottes Liebe für alle bezeugen
Mission ist die Vermittlung der liebenden Zuwendung Gottes in Tat und Wort. Sie entspringt letztlich dem Herzen des Dreieinigen Gottes, der schenkende Liebe ist. Sie will dem Menschen zeigen, dass er nach dem Bild Gottes geschaffen ist und welchen Sinn sein Leben hat. Sie will dem Menschen das Angesicht Gottes zeigen und ihn in die Gemeinschaft mit Ihm einführen. Christliche Mission ist dadurch Ausdruck der wahren Liebe zum Nächsten. Die Herrlichkeit Gottes in der wahren Liebe leuchtet besonders dort auf, wo wir bereit sind, um des Evangeliums und der Liebe willen zu leiden. Vorbild dafür ist Jesus selbst!
Die Verkündigung des Evangeliums ist deshalb die Hauptaufgabe der Kirche. Jeder Mensch hat das Recht, das Evangelium von der Liebe Gottes und der Erlösung durch Jesus Christus zu hören. Dabei ist Jesus im Islam nicht der völlig Unbekannte, doch der Verkannte, der in den Dienst des Islam gestellt wurde.
Viele Muslime leben bei uns. Viele von ihnen sind eingebürgert. Andere leben als Gastarbeiter oder als Asylanten bei uns. Was wissen wir von ihnen als unsere Mitmenschen? Wo werden sie akzeptiert und geliebt? Oft weder in ihren Herkunftsländern noch hier bei uns, wo sie vielleicht schon als zweite oder dritte Generation leben. Oft sind sie zwischen zwei Kulturen zerrissen und ein Stück weit entwurzelt und heimatlos. Manche können unsere Sprache nicht und leben als Aussenseiter einer Gesellschaft, in der sie sich nur schwerlich zurechtfinden. Und doch sind gerade sie von Gott geliebt, auch wenn sie das nicht wissen. Ihnen gilt es, Gottes Liebe, die in Jesus zu uns gekommen ist, in Zeichen der Freundschaft und im Gespräch zu bezeugen.Wachsam sein
Der in Kairo wohnhafte Jesuit Henri Boulad sagte in einem Interview, dass wir im Westen in Gefahr seien, dem Islam entweder mit Naivität oder mit einer Zurückweisung zu begegnen, die rassistisch werden könne. Er stellt dann klar: «Es gilt, selbstbewusst und wachsam zu sein gegenüber allen Versuchen der Islamisierung Europas. Der Kontinent riskiert stark die Intoleranz einzuführen, indem er sich tolerant zeigt.» Das ist das Erste, was mir selbst das Schreiben dieses Buches gebracht hat: Mir sind ein Stück weit die Augen aufgegangen.
Damit verbunden ist der Schmerz, zu sehen, wie viele Christen weltweit wegen ihres Glaubens Verfolgung erleiden, Nachteile einstecken müssen, in grossen Ängsten leben und gerade in islamischen Ländern unter solchem Druck stehen, dass viele auswandern oder ihren Glauben verraten. Und dann sehe ich auf der anderen Seite, wie das Christentum bei uns mehr und mehr verbürgerlicht wird und als Kulturchristentum an Glaubenskraft, Ausstrahlung und Freude verliert.Wenn ich all das nachdenke, so stehen wir als Kirche heute vor vier fundamentalen Herausforderungen: als Christen zusammenrücken (Ökumene), persönlich tiefer aus den Quellen des Glaubens leben, neu das Evangelium verkünden und das Gebet für die verfolgten Christen.
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6. Wie steht es um die Menschrechte wie z. B. die Religionsfreiheit?
Islamische Autoren aller Richtungen weisen häufig darauf hin, dass Männern und Frauen im Islam die gleiche Würde zugesprochen sei. Allerdings hätten Mann und Frau von Gott verschiedene Aufgaben erhalten, und dies habe unterschiedliche Rechte zur Folge. Diese Rechte sehen jedoch in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich aus. So ist auch die Situation der Frau je nach Land und Gesellschaftsschicht sehr unterschiedlich. Dennoch können einige allgemeine Grundzüge festgestellt werden.
Grundsätzlich
Die Überlegenheit des Mannes über die Frau und seine Pflicht, sie zu beschützen, wird im Koran ausdrücklich formuliert. Sure 2,228 erklärt: «Die Männer sind den Frauen überlegen», oder wörtlich: «Und die Männer stehen (bei alledem) eine Stufe über ihnen», und in Sure 4,34 heisst es: «Die Männer stehen über den Frauen, weil Gott sie (von Natur vor diesen) ausgezeichnet hat und wegen der Ausgaben, die sie von ihrem Vermögen (als Morgengabe für die Frauen?) gemacht haben».
Der Koran begründet die Schutzherrschaft des Mannes über die Frau damit, dass der Mann die Familie ernährt. Die Frau ist verpflichtet, dem Mann zu gehorchen. Wenn sie das nicht tut, hat der Mann das Recht die Frau zu schlagen, bis sie wieder Gehorsam leistet. Ein «Vertrag» legt die Rechte und Pflichten der Eheleute fest: Der Mann sorgt für die Bedürfnisse der Familie, die Frau dafür, dass der Haushalt gut funktioniert. Im sexuellen Bereich muss die Frau sich dem Mann immer zur Verfügung halten.Ungleichheiten
Eine erste Ungleichheit besteht im Blick auf die Eheschliessung. Dem Mann wird die Möglichkeit eingeräumt, gleichzeitig bis zu vier Ehefrauen zu haben (Polygamie), während es der Frau untersagt ist, gleichzeitig mehr als einen Mann zu heiraten. Es gibt allerdings auch Länder wie die Türkei und Tunesien, in denen die Polygamie verboten ist.
Eine muslimische Frau darf keinen Nichtmuslim heiraten, während dies umgekehrt möglich ist. Das kommt daher, dass in der patriarchalischen Gesellschaft die Kinder immer die Religion des Vaters übernehmen. Deshalb vergrössert jede Mischehe (zwischen einem Muslim und einer Christin oder Jüdin) die muslimische Gemeinschaft und verkleinert die nichtmuslimische Gemeinschaft.
Der Ehemann hat die Möglichkeit, seine Frau zu entlassen. Die Frau dagegen kann dies nur in besonderen, schwerwiegenden Fällen tun. Die Leichtigkeit, mit der ein Mann seine Frau entlassen kann, kann wie ein Damoklesschwert sein, das über ihrem Kopf hängt. Und bei einer Entlassung muss die Frau einen anderen Mann suchen, der sie aufnimmt. Die Kinder «gehören» dem Vater. Er entscheidet über ihre Erziehung, auch wenn sie der Mutter anvertraut sind.
Eine weitere Ungleichheit besteht im Erbrecht: Die Frau erbt immer nur die Hälfte von dem, was ein männlicher Erbe bekommt. Juristisch gesehen ist eine nichtmuslimische Ehefrau in einer Mischehe überhaupt nicht berechtigt, ihren Mann zu beerben.
Ein weiterer Unterschied auf juristischer Ebene besteht darin, dass das Zeugnis eines Mannes so viel gilt wie das zweier Frauen.Das Problem der Mischehen
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Wenn in Europa geschlossene Mischehen geschieden werden, kann es in Bezug auf die Kinder dramatische Probleme geben. Aufgrund seiner muslimischen Prägung beansprucht der Mann das Recht über die Kinder. Wenn das Sorgerecht der Frau zugesprochen wird, kann es geschehen, dass der geschiedene Ehemann mit den Kindern in sein Heimatland reist – vielleicht unter dem Vorwand, dort die Ferien zu verbringen oder die Kinder seiner Familie vorstellen zu wollen. Und dann weigert er sich, wieder nach Europa zurückzukehren. In einer solchen Situation ist es für die Frau unmöglich, ihre Kinder wieder zurückzubekommen, weil die Gesetze des Landes immer den muslimischen Partner bevorzugen. -
7. Wie ist die Stellung der Frau im Islam?
Islamische Autoren aller Richtungen weisen häufig darauf hin, dass Männern und Frauen im Islam die gleiche Würde zugesprochen sei. Allerdings hätten Mann und Frau von Gott verschiedene Aufgaben erhalten, und dies habe unterschiedliche Rechte zur Folge. Diese Rechte sehen jedoch in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich aus. So ist auch die Situation der Frau je nach Land und Gesellschaftsschicht sehr unterschiedlich. Dennoch können einige allgemeine Grundzüge festgestellt werden.
Grundsätzlich
Die Überlegenheit des Mannes über die Frau und seine Pflicht, sie zu beschützen, wird im Koran ausdrücklich formuliert. Sure 2,228 erklärt: «Die Männer sind den Frauen überlegen», oder wörtlich: «Und die Männer stehen (bei alledem) eine Stufe über ihnen», und in Sure 4,34 heisst es: «Die Männer stehen über den Frauen, weil Gott sie (von Natur vor diesen) ausgezeichnet hat und wegen der Ausgaben, die sie von ihrem Vermögen (als Morgengabe für die Frauen?) gemacht haben».
Der Koran begründet die Schutzherrschaft des Mannes über die Frau damit, dass der Mann die Familie ernährt. Die Frau ist verpflichtet, dem Mann zu gehorchen. Wenn sie das nicht tut, hat der Mann das Recht die Frau zu schlagen, bis sie wieder Gehorsam leistet. Ein «Vertrag» legt die Rechte und Pflichten der Eheleute fest: Der Mann sorgt für die Bedürfnisse der Familie, die Frau dafür, dass der Haushalt gut funktioniert. Im sexuellen Bereich muss die Frau sich dem Mann immer zur Verfügung halten.Ungleichheiten
Eine erste Ungleichheit besteht im Blick auf die Eheschliessung. Dem Mann wird die Möglichkeit eingeräumt, gleichzeitig bis zu vier Ehefrauen zu haben (Polygamie), während es der Frau untersagt ist, gleichzeitig mehr als einen Mann zu heiraten. Es gibt allerdings auch Länder wie die Türkei und Tunesien, in denen die Polygamie verboten ist.
Eine muslimische Frau darf keinen Nichtmuslim heiraten, während dies umgekehrt möglich ist. Das kommt daher, dass in der patriarchalischen Gesellschaft die Kinder immer die Religion des Vaters übernehmen. Deshalb vergrössert jede Mischehe (zwischen einem Muslim und einer Christin oder Jüdin) die muslimische Gemeinschaft und verkleinert die nichtmuslimische Gemeinschaft.
Der Ehemann hat die Möglichkeit, seine Frau zu entlassen. Die Frau dagegen kann dies nur in besonderen, schwerwiegenden Fällen tun. Die Leichtigkeit, mit der ein Mann seine Frau entlassen kann, kann wie ein Damoklesschwert sein, das über ihrem Kopf hängt. Und bei einer Entlassung muss die Frau einen anderen Mann suchen, der sie aufnimmt. Die Kinder «gehören» dem Vater. Er entscheidet über ihre Erziehung, auch wenn sie der Mutter anvertraut sind.
Eine weitere Ungleichheit besteht im Erbrecht: Die Frau erbt immer nur die Hälfte von dem, was ein männlicher Erbe bekommt. Juristisch gesehen ist eine nichtmuslimische Ehefrau in einer Mischehe überhaupt nicht berechtigt, ihren Mann zu beerben.
Ein weiterer Unterschied auf juristischer Ebene besteht darin, dass das Zeugnis eines Mannes so viel gilt wie das zweier Frauen.Das Problem der Mischehen
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Wenn in Europa geschlossene Mischehen geschieden werden, kann es in Bezug auf die Kinder dramatische Probleme geben. Aufgrund seiner muslimischen Prägung beansprucht der Mann das Recht über die Kinder. Wenn das Sorgerecht der Frau zugesprochen wird, kann es geschehen, dass der geschiedene Ehemann mit den Kindern in sein Heimatland reist – vielleicht unter dem Vorwand, dort die Ferien zu verbringen oder die Kinder seiner Familie vorstellen zu wollen. Und dann weigert er sich, wieder nach Europa zurückzukehren. In einer solchen Situation ist es für die Frau unmöglich, ihre Kinder wieder zurückzubekommen, weil die Gesetze des Landes immer den muslimischen Partner bevorzugen. -
8. Ist Mohammed aus christlicher Sicht ein echter Prophet?
Mehr als eine Milliarde Menschen verehrt Mohammed als den Propheten. Und als Folge davon bekennen sich diese Menschen zum Monotheismus. Ist Mohammed dadurch aber schon ein echter Prophet?
Fast jedes Buch des Neuen Testamentes warnt vor Irrlehrern. Ein Beispiel aus dem Markus-Evangelium: «Wenn dann jemand zu euch sagt: Seht, hier ist der Messias!, oder: Seht, dort ist er!, so glaubt es nicht! Denn es wird mancher falsche Messias und mancher falsche Prophet auftreten und sie werden Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, die Auserwählten irrezuführen. Ihr aber, seht euch vor! Ich habe euch alles vorausgesagt» (Mk 13,21-23). Auch Paulus hat oft mit deutlichen Worten vor Irrlehren und falschen Aposteln gewarnt: «Kein Wunder, denn auch der Satan tarnt sich als Engel des Lichts» (2 Kor 11,14).Zur Unterscheidung gibt uns das Neue Testament selbst einige Kriterien. So schreibt Johannes: «Wer ist der Lügner - wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist: wer den Vater und den Sohn leugnet. Wer leugnet, dass Jesus der Sohn ist, hat auch den Vater nicht; wer bekennt, dass er der Sohn ist, hat auch den Vater» (1 Joh 2,22-23). Und weiter: «Traut nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgezogen. Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, Jesus Christus sei im Fleisch gekommen, ist aus Gott. Und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott» (1 Joh 4,1-3). Mit «im Fleisch gekommen» ist die Menschwerdung Gottes gemeint.
Der Engel Gabriel sagte zu Maria: «Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden» (Lk 1,30-35).
Hier spricht der Engel Gabriel vom Sohn des Höchsten und vom Sohn Gottes. Auf der anderen Seite soll der gleiche Engel Gabriel Mohammed mehrmals gesagt haben, dass Gott keinen Sohn habe! Das passt nicht zusammen. Die Schlussfolgerung ist klar: Es kann nicht beide Male der wirkliche Engel Gabriel gewesen sein! Einmal muss es wohl derjenige Engel gewesen sein, der sich – nach den Worten von Paulus – «als Engel des Lichts» tarnt, oder es handelte sich um Halluzinationen. Jedenfalls hat die Kirche bis heute Mohammed nicht als echten Propheten Gottes anerkannt.
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100. Islam - Christentum Eine aktuelle Herausforderung (Audio-Vortrag, hochdeutsch))
Hören Sie hier den Vortrag «Islam - Christentum Eine aktuelle Herausforderung», entstanden aus dem gleichnamigen Buch von Pfr. Leo Tanner
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101. Islam - Christentum Eine aktuelle Herausforderung (Audio-Vortrag schweizerdeutsch)
Zu diesem Thema hören Sie hier einen Vortrag in schweizerdeutsch, entstanden aus dem gleichnamigen Buch von Pfr. Leo Tanner