Fragen und Antworten zum Thema Christlicher Glaube

  • 1. Wer oder wie ist Gott?

    Im Alltag kommen wir mit verschiedensten Menschen in  Familie und Verwandtschaft,  in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in der Freizeit, auf  Reisen, oder durch die Medien wie Fernsehen, Internet, Zeitschriften, ... in Kontakt. Bei diesen Begegnungen stossen wir auf die unterschiedlichsten Meinungen über «Gott und die Welt».
    Für die Einen gibt es nichts Übernatürliches. Es zählt nur, was man sehen oder messen kann. Folglich ist nach dem Tod alles aus und vorbei. Wir können dies Säkularismus nennen.

    Dann gibt es den Atheismus, der behauptet, dass es keinen Gott gebe. Wir kennen heute den praktischen, den theoretischen und den kämpferischen Atheismus. Der praktische Atheismus lebt so, als gäbe es keinen Gott. Der theoretische Atheismus hält Gott für eine Illusion. Der kämpferische Atheismus stellt öffentlich gläubige Menschen als dumm und naiv hin.
    Andere Menschen denken, alles sei relativ; es gebe keine absolute Wahrheit, keine absoluten ethischen Normen. Keine Religion, keine Lebensauffassung sei besser als eine andere. Jeder soll nach seiner eigenen Auffassung glücklich werden. Wir nennen dies Relativismus.

    Wir können aber auch auf fast gegenteilige Auffassungen treffen, auf den Fanatismus. Für fanatische Menschen ist alles klar und genau geregelt. Sie wissen exakt, was richtig ist und was verkehrt ist, was ins Paradies führt und was in die Hölle.
    Andere Menschen reden wie selbstverständlich davon, was sie im nächsten und im übernächsten Leben ausprobieren möchten. Solche Ansichten über die Wiedergeburt nach dem Tod in einem neuen irdischen Körper, Reinkarnation genannt, kommen ursprünglich von den östlichen Religionen wie Buddhismus und Hinduismus.

    Dann gibt es Menschen, die sich ihren eigenen Glauben selbst zusammengestellt haben. Sie nehmen etwas vom Christentum, etwas von den östlichen Religionen, etwas von Naturreligionen, von der Esoterik usw., so wie es ihnen gerade passt und es für sie  «stimmig» ist.
    Mitten in dieser Vielfalt stellt sich die Frage: Und was glaube ich? Worin besteht der christliche Glaube? Was entspricht dem christlichen Glauben und was nicht?

    Der Glaube an Gott ist vernünftig  
    Jede Weltanschauung, gleichgültig wie sie aussieht und wie sie zustande gekommen ist, beruht auf einer Art ‚Glaube‘. Es gibt keine Beweise im naturwissenschaftlichen Sinn, weder dass es Gott gibt noch dass es keinen Gott gibt. Doch – ist es vernünftig an Gott zu glauben?

    Zum englischen Physiker Isaac Newton (1642-1726) kann ein ungläubiger Freund, der behauptete, dass die Welt ganz zufällig entstanden sei. Newton gab ihm darauf keine Antwort. Doch als der Freund gegangen war, begann er aus Metall ein Modell unseres Sonnensystems zu machen und stellte es dann in sein Zimmer.
    Als ein paar Tage später sein Freund wieder kam, sah er sofort dieses Modell des Sonnensystems. Er nahm es in seine Hände und sagte: «Das ist gut gemacht, das stimmt genau. Sag mir, wer hat das gemacht?» Da gab Newton zur Antwort: «Niemand, das war auf einmal da». Darauf meinte der Freund: «Mach dich doch nicht lustig über mich. Sag mir, wer hat das Modell gemacht?» Darauf sagte Newton: «Du kannst nicht glauben, dass ein solches Spielzeug existiert, ohne von einem intelligenten Wesen geschaffen worden zu sein, und du willst, dass ich glaube, dass die riesigen Planeten und alle Sterne mit ihrer erstaunlichen Mechanik einfach von selbst entstanden sind?»

    Es sinnvoll ist, an eine grosse Intelligenz, an den Schöpfergott zu glauben. Eine Spur dieser grossen Intelligenz kann der Mensch auch in seinem Innern entdecken. Jeder Mensch trägt in sich etwas, das ihm das Empfinden für Recht und Unrecht eingibt und dies unabhängig vom eigenen Wollen oder von äusseren Autoritäten. Woher hat das Gewissen diese Autorität, wenn es nicht von einer anderen höheren Autorität in uns Menschen hineingelegt wurde? Der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) sagte: «Der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir sind die besten Zeugen für das Dasein Gottes».
    Damit sind wir bei einer ersten Aussage über Gott:

    Gott ist der Schöpfer
    Jeder Mensch stellt sich irgendwann die Frage: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Eine erste Antwort gibt der Schöpfungsglaube. Der christliche Glaube bekennt sich zu Gott als dem Schöpfer des Himmels und der Erde.
    «Im Anfang schuf Gott…» (Gen 1,1): Für uns Geschöpfe ist dies ein zeitlicher Anfang. Einmal habe ich begonnen zu leben. Einmal hat das Universum begonnen, vielleicht vor 15 Milliarden Jahren. Doch Gottes Schöpfungsakt geschieht für Gott nicht in der Zeit, vielmehr erschafft Er die Zeit. Aus freier, souveräner Entscheidung setzt Gott durch Sein Wort einen absoluten Anfang der Geschichte. Gott hält die Geschichte in Seinen Händen und wird sie auch vollenden.

    Glaube aufgrund von Offenbarung
    Wie können wir nun «wissen», wie der Schöpfergott ist? Der christliche Glaube entsteht nicht primär durch Nachdenken. Er ist vielmehr Antwort auf das Ansprechen, auf die Offenbarung Gottes. Das zeigt: Gott ist kein philosophischer Gedanke, keine Idee und auch keine universelle Kraft. Er ist vor allem und zuallererst ein Du, eine konkrete Person, die ein Gesicht hat.
    Die Offenbarung Gottes und damit die Heilsgeschichte beginnt mit Abraham. Ein besonderer Moment der Offenbarung Gottes ereignete sich, als Gott Mose in der Wüste aus einem brennenden Dornbusch ansprach. Dort offenbarte Gott Mose Seinen Namen: «Ich bin der ‚Ich-bin-da‘» (Ex 3,14).

    Der Höhepunkt der Offenbarung Gottes ereignete sich in der Menschwerdung Gottes in Jesus von Nazaret. Johannes schreibt: «Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht!» (Joh 1,18). Jesus, der am Herzen des Vaters ruht, weiss allein aus innerer Erfahrung, wer Gott ist. Er ist zu uns gekommen, um uns Gott noch mehr zu offenbaren.

    Gott ist dreifaltig
    Durch Jesus wurde mehr und mehr das innerste Geheimnis, die Dreifaltigkeit Gottes offenbar. Das heisst: Ein Gott in drei Personen. Wir glauben an Gott den Vater, an den Sohn Jesus Christus und an den Heiligen Geist. Dreifaltigkeit besagt: Es gibt nur einen Gott, nur eine Liebe, die jedoch in dreifacher Weise da ist.
    Im Inneren Gottes ist der Vater von Ewigkeit die schenkende  Liebe. Die Theologie nennt diese schenkende Liebe Zeugung. Der Sohn empfängt diese Liebe ganz und schenkt seinerseits diese Liebe ganz an den Vater zurück. Dadurch werden Vater und Sohn eins in der gegenseitigen Hingabe. Daraus entsteht etwas Drittes: die Liebe zwischen ihnen, eine Liebesbeziehung, ein Bund.

    Wir können dies ein Stück weit vergleichen mit einem Mann und einer Frau, die sich gegenseitig in Liebe schenken. Aus dieser gegenseitigen Hingabe entsteht etwas Neues: Der Ehebund. Als Folge der gegenseitigen Hingabe entsteht ein Kind. Der Ehebund sowie auch das Kind sind etwas Eigenständiges. Dies ist im innergöttlichen Leben die dritte Person: der Heilige Geist. Er ist die Einheit von Vater und Sohn, die Liebe zwischen Ihnen.

    Das Bekenntnis zum dreifaltigen Gott ist letztlich eine Auslegung des Satzes: «Gott ist die Liebe» (1 Joh 4,8). Gott ist in sich selbst liebende Gemeinschaft, lebendiger Austausch, Freude, Schönheit, Herrlichkeit, ein unvorstellbares Glück. In dieses Fest der Liebe hinein will Gott uns Menschen führen.
    Betrachten wir kurz weitere Aspekte des christlichen Gottesglaubens:

    Jesus Christus ist vom Himmel gekommen, um zu erlösen
    Jesus von Nazaret nennen wir meist Jesus Christus. Das ist kein Doppelname, vielmehr tritt zum Namen Jesus  mit Christus Seine Sendung, hinzu. Christus bezeichnet die Bedeutung Jesu für uns Menschen, nämlich Messias, Retter und Erlöser für die ganze Welt zu sein. Doch brauchen wir überhaupt einen Erlöser?
    Jeden Morgen, wenn wir die Zeitung lesen oder die Nachrichten hören, erfahren wir aufs Neue, dass wir nicht in einer heilen Welt leben. Elend, Not, Schmerz und Ungerechtigkeit schreien zum Himmel. Die Tatsache dieses Unrechts begleitet die Menschheit von allem Anfang an. Wir alle sind in eine Welt hineingeboren worden, die nicht in Ordnung ist.

    Auch in uns entdecken wir vieles, was uns Mühe bereitet: Ängste, Begehrlichkeiten, Zwiespalt, Aggressionen, Böses, Unheimliches, Blockierungen. Wir wollen gut sein, geben uns vielleicht alle Mühe und schaffen es oft doch nicht. Hier spüren wir etwas von dem, was die Theologie Erb-Schuld nennt: Der Mensch entdeckt in sich Blockaden, sündhafte Wünsche, Ängste, Aggressionen, Böses, Begierden,… die er lieber nicht hätte. Und er erfährt, dass er selbst Böses tut und schuldig wird.
     
    Ein Mensch mit einem guten Herzen möchte gut und damit von allem Bösen frei sein. Doch wie von all dem frei werden, dass manchmal gegen unseren Willen an uns haftet? Die Erfahrung zeigt, dass der Mensch es allein aus eigenen Kräften nicht schafft, sonst müsste die Welt ganz anders aussehen. Wir brauchen da Hilfe!
    Genau deswegen hat der Sohn Gottes den Himmel verlassen und ist in Jesus von Nazaret Mensch geworden. Für Paulus war es eine erschütternde Erkenntnis, dass Gott nicht wartet, bis wir Menschen zu Ihm kommen, im Gegenteil! Gott geht dem Menschen entgegen und nimmt im Tod Seines Sohnes am Kreuz alles auf sich, was zwischen den Menschen und Ihm steht: «Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat. … Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden» (2 Kor 5,18.20). Nun wartet Gott darauf, dass wir Seine Befreiung annehmen und dadurch richtig und gut werden.

    Jesus Christus ist auferstanden und Herr, Richter und Vollender
    In Jesus Christus ist Gott zum Bruder aller Menschen geworden. Solidarisch geht Jesus Christus seither den Weg jedes Menschen mit, auch den Weg des Todes. Doch Jesus ist nicht im Tod geblieben. Er ist auferstanden und lebt jetzt für immer! Von diesem Ostereignis aus sehen die Apostel das vergangene Leben Jesu in einem neuen Licht. Sie erkennen den Tod Jesu als Sühnetod, als Offenbarung der grösstmöglichen Liebe Gottes.
    Paulus schreibt: Gott hat Jesus «von den Toten auferweckt und im Himmel auf den Platz zu seiner Rechten erhoben» (Eph 1,20). Jesus ist durch Seine Erhöhung der Weltenherrscher, der Herr über Lebende und Tote (vgl. Röm 14,9) und Herr über alle Mächte geworden. Er thront, gleichgültig ob die Menschen Ihn als Ihren Herrn anerkennen oder nicht. Das beeinflusst Seine Machtfülle in keiner Weise.

    Mit der Erhöhung Jesu Christi zum Herrn der ganzen Schöpfung wurde Er beauftragt, das Gericht zu vollziehen, um überall das Recht wieder herzustellen. Obwohl Gott das Heil aller Menschen will, (vgl. 1 Tim 2,3), nimmt Er die Lebensentscheidungen des Menschen radikal ernst. So gibt es nach dem Zeugnis der Schrift für den Menschen zwei völlige unterschiedliche Folgen des Gerichtes: Himmel oder Hölle. Dabei hört Gott nicht auf, den Menschen zu lieben. Es ist das Festhalten des Menschen an der Sünde, an der Ablehnung Gottes, was zur Hölle führt. Umgekehrt führt das Ja zu Gott und Seinen Weisungen zur ewigen Glückseligkeit im Himmel.

    Der Heilige Geist
    Gott handelt nach der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu Christi weiter in der Welt durch die dritte göttliche Person der Dreifaltigkeit, den Heilige Geist. Er weitet das Band zwischen Vater und Sohn auf alle aus, die sich einbeziehen lassen.
    Der Heilige Geist ist die Freude, das Glück, der Jubel in Gott. Der Heilige Geist ist es, der uns Freude an Gott und Seinen Weisungen schenkt. Er zieht uns innerlich zu Gott hin. Er zeigt uns das Glück und die faszinierende Schönheit Gottes. Der Heilige Geist führt uns in die Geheimnisse Gottes ein. Er lässt uns Gottes Liebe erfahren.

    Die erste Wirkung des Heiligen Geistes ist die Entstehung der Kirche. Die Kirche entstand an Pfingsten, als der Vater den neuen Leib Christi formte, bestehend aus Menschen, die sich ganz dem Heiligen Geist öffneten. Durch diesen neuen Leib kann nun Jesus Christus als erhöhter Herr Seine Sendung bis zum Ende der Zeiten fortsetzen. Die Kirche ist der im Heiligen Geist weiterlebende und weiterwirkende Jesus.

    Wir kommen zur Kirche zum Leib Christi durch die Taufe, in der wir «Christus Jesus als Herrn» (vgl. Kol 2,6) annehmen und werden dadurch in den Leib Christi eingegliedert. Dann beginnt der Heilige Geist jeden Menschen in eine einzigartige Heiligkeit zu führen, indem Er die Persönlichkeit jedes Menschen annimmt, sie veredelt und vollkommen macht.
    Durch die Verbindung mit Jesus Christus werden wir in das Leben, in die ewige Liebe der Dreifaltigkeit, aufgenommen. Dieses Fest ohne Ende wird sich nach dem Tod im Himmel offenbaren als ein Zustand vollendeter Glücksseligkeit, eines wunderbaren Lebens- und Liebesaustausches mit dem Dreifaltigen Gott und der Gemeinschaft der Menschen untereinander.

    Zusammenfassend lässt sich als einfache Faustregel sagen: Zum christlichen Gottesbild gehören folgende drei Dinge:
    1. Gott ist Schöpfer.
    2. Gott ist dreifaltig.
    3. Jesus Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch und der Erlöser der ganzen Menschheit.

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  • 2. Sind alle Religionen gleichwertig?

    Wir leben heute in unseren christlich geprägten Ländern zunehmend in einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft. Der christliche Glaube ist ein Glaube unter anderen geworden. Das führt zur Frage: Sind alle Religionen gleichwertig? Ist es gleichgültig was man glaubt?
    Darauf sagt der christliche Glaube ein provokatives Nein!

    Die Einzigartigkeit des Christentums
    Diese Einzigartigkeit lässt sich an einigen Punkten festmachen. Das Christentum geht als einzige Religion davon aus, dass Gott selbst Mensch geworden ist und zwar in der historischen Person von Jesus aus Nazaret. Unvorstellbar ist dies für die anderen Religionen. Während die anderen Religionen versuchen zu Gott zu kommen, kommt der christliche Gott zu uns.
    Und warum ist Gott selbst Mensch geworden? Die Antwort: Um die Menschheit zu retten und zum himmlischen Vater heimzuführen. Keine der grossen Religionen spricht von einem Retter, einem Erlöser. Buddha hat sich als grosser Lehrer betrachtet, aber nicht als Erlöser. Mohammed verstand sich als der grosse Prophet, aber nicht als Retter der Menschheit.

    Entsprechend unterschiedlich ist auch der Tod. Buddha schlief sanft in den Armen seines Lieblingsjüngers ein. Mohammed starb mit 63 Jahren, den Kopf in den Schoss seiner Lieblingsfrau Aischa gebettet. Konfuzius starb mit 73 Jahren im Kreis seiner Freunde und wurde anschliessend prunkvoll beerdigt. Im krassen Gegensatz dazu steht das Ende Jesu: Er stirbt 33-jährig und wird qualvoll zwischen zwei Verbrechern hingerichtet. Doch dann wird von ihm etwas bezeugt, was absolut einzigartig in der Weltgeschichte ist: seine Auferstehung. Von keinem Menschen wird behauptet, dass er vom Tod auferstanden sei, nur von Jesus Christus. Genau dies ist das Herzstück des christlichen Glaubens. Jesus Christus lebt heute! Wir können ihm persönlich begegnen.

    Dem folgend spricht auch das Neue Testament an einigen Stellen von der Einzigartigkeit und Heilsbedeutung Jesu Christi für alle Menschen. Jesus sagt: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater ausser durch mich» (Joh 14,6). Die Apostel bezeugen vor dem Hohen Rat: «Er (Jesus) ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist. Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen» (Apg 4,11–12). Diese Wahrheit bezeugt auch der Timotheusbrief: Denn: «Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus, der sich als Lösegeld hingegeben hat für alle,...» (1. Tim 2,5–6)

    Der christliche Glaube sagt damit provokativ, dass alle Menschen letztlich nur durch Jesus Christus erlöst und zum wahren Gott gelangen können. Da kann schnell der Einwand kommen: Aber die Menschen anderer Religionen sind doch nicht schlechter als die Christen, ja manchmal sogar besser! Gibt ist nicht auch in ihnen Wahrheit und Gutes? Wie sollen wir uns zu den anderen Religionen stellen?
     
    Wahres und Heiliges in anderen Religionen
    Zu Beginn des Johannesevangeliums heisst es: «Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt» (Joh 1,9). Wenn das Licht Jesu Christi alle Menschen erleuchtet, dann auch in unterschiedlichem Mass alle Religionen. In (fast) allen Religionen wirkt Gott und inspiriert er Menschen. Wahres und Heiliges gibt es in verschiedenen Religionen.

    Dazu schreibt das Zweite Vatikanische Konzil in „Nostra Aetate“, der Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen in Nr. 3.: „Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet. Unablässig aber verkündet sie und muss sie verkündigen Christus, der ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,5), in dem die Menschen die Fülle des religiösen Lebens finden, in dem Gott alles mit sich versöhnt hat.“
    Mit anderen Worten: Wir können von Gläubigen anderer Religionen viel an Gottvertrauen, Opferbereitschaft, Nächstenliebe, Respekt vor den Mitmenschen und der Schöpfung, Gelassenheit, Leidensbereitschaft, … lernen. Der Missionar Don Richardson (geboren 1935 in Kanada) zeigt auf, dass in 90% der religiösen Kulturen Parallelen zu den biblischen Geschichten zu finden sind. Dieses Wahre und Heilbringende gilt es zu anerkennen und dankbar als Wirken Gottes zu ehren.

    Don Richardson zeigt auf, dass aber – vom christlichen Standpunkt aus gesehen – auch viel Verzerrtes und Verdrehtes da ist. (Was im Verlauf der Kirchengeschichte in der Praxis leider auch bei uns zu finden war.) Ein Beispiel möge dies verdeutlichen: Mitglieder einer fundamentalistischen Hindugemeinschaft unterhielten ein Waisenhaus. Dorthin wurden viele behinderte oder körperlich versehrte Kinder abgeschoben. Niemand kümmerte sich um sie. Einzig die religiösen Rituale erhielten sie. Die Menschen jener Religion glaubten an die Reinkarnation und sahen in den Leiden dieser Kinder das Karma aus einem früheren Leben wirksam. Dieses verordnete Karma mussten die Kinder durchleiden, sonst hätten sie es im folgenden Leben noch schwerer.

    Respekt gehört in den Umgang mit den Gläubigen anderer Religionen und religiöser Kulturen. Wir wollen sie als Geschwister und Kinder des einen Schöpfergottes achten, denn alle Menschen sind Abbilder Gottes. Darin liegt die unzerstörbare Würde jedes Menschen.
    Diese Achtung und dieser Respekt dürfen aber die Unterschiede nicht verwischen, nämlich, dass die Fülle der Wahrheit und des Heiles nur im Christentum zu finden ist. Nicht alle Religionen sind gleich und führen zu Gott.

    Wer kann gerettet werden?
    Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Dazu hat er seinen Sohn zu uns gesandt. Durch ihn und nur durch ihn werden alle Menschen gerettet, auch diejenigen, die nicht Christen sind. Dazu eine bedeutsame Aussage der Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil: «Wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott aber aus ehrlichem Herzen sucht, seinen im Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluss der Gnade in der Tat zu erfüllen trachtet, kann das ewige Heil erlangen. Die göttliche Vorsehung verweigert auch denen das zum Heil Notwendige nicht, die ohne Schuld noch nicht zur ausdrücklichen Anerkennung Gottes gekommen sind, jedoch, nicht ohne die göttliche Gnade, ein rechtes Leben zu führen sich bemühen.» («Lumen Gentium» 16)

    Mit anderen Worten: Wo immer Menschen mit redlichem Herzen auf die Stimme ihres Gewissens hören und diesem in der Tat folgen, hören diese Menschen, auch wenn sie (unter Umständen) nicht einmal an Gott glauben, unbewusst bereits auf seine Stimme, wie Jesus im Gleichnis vom Weltgericht andeutet: «Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan» (Mt 25,34–40).

    In der Begegnung mit Gott im Tod, im Gericht werden sie erkennen, wo sie überall dem Herrn begegnet sind und sich ihm geöffnet haben. Dann werden sie sich ganz der Gnade und Erlösung Jesu Christi öffnen, weil sie ja bereits zu Lebzeiten seiner Stimme gefolgt sind.
    Gerade weil die Fülle des Heiles und die Erlösung allein in Jesus Christus zu finden sind, werden wir uns, soweit wir die anderen Menschen wirklich lieben, ihnen durch Tat und Wort das Evangelium bezeugen. Dazu nochmals das Zweite Vatikanische Konzil: «Wenngleich Gott Menschen, die das Evangelium ohne ihre Schuld nicht kennen, auf Wegen, die er weiss, zum Glauben führen kann, ohne den es unmöglich ist, ihm zu gefallen, so liegt also doch auf der Kirche die Notwendigkeit und zugleich das heilige Recht der Evangeliumsverkündigung. Deshalb behält heute und immer die missionarische Tätigkeit ihre ungeschmälerte Bedeutung und Notwendigkeit.» («Ad Gentes» 7)

    Ein Letztes: Uns muss vielleicht heute in neuer Weise bewusst werden, dass wir uns, die wir das Evangelium hören, nicht um eine ernstgemeinte Nachfolge Jesu herausmogeln können. Gott nimmt unsere jetzige Antwort auf sein Heilsangebot in seinem Sohn Jesus Christus radikal ernst.

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  • 3. Was ist Reinkarnation? Worin unterscheidet sich die Reinkarnationsvorstellung vom christlichen Glauben?

    Der ursprünglich asiatische Reinkarnationsglaube, die Vorstellung, dass die Seele des Menschen nach dem Tode nicht vergeht, sondern in einem anderen Lebewesen erneut „wiedergeboren“ (reinkarniert) wird, ist heutzutage auch in Europa weit verbreitet. Das Wort „Re“ bedeutet „wieder“, und „Inkarnation“ heisst wörtlich „Fleischwerdung“ oder „Verkörperung“. Nach der Reinkarnationsvorstellung wird die Seele eines Menschen immer wieder in ein neues Lebewesen „hineingeboren“ (wieder-verkörpert) und kommt so neu auf die Welt. Dieses neue Wesen kann tierische, menschliche oder pflanzliche Gestalt haben.

    Karma – das schicksalshafte Gesetz der Vergeltung
    Gemäss der Reinkarnationslehre hat die Art und Weise, wie die Seele lebt, Folgen für das nächste Leben. Wenn eine Seele beispielsweise im vergangenen Leben gut gelebt hat, dann wird sie später in eine gute Situation hinein wiedergeboren – hinduistisch gesehen, vielleicht in die höchste Kaste als Brahmane oder in einen gesunden Körper, in ein reiches Land oder als reich begabt ... Kurz gesagt: Durch die Wiedergeburt steht der Mensch dann – anders als zuvor - auf der Sonnenseite des Lebens.

    Hat hingegen die Seele im letzten Leben schlecht gelebt, kommt sie bei der Wiedergeburt unter Umständen sogar „nur“ als Tier auf die Welt oder wird als Mensch in die niedrigste Kaste hineingeboren, kommt behindert zur Welt oder im Slum oder wird gleich wieder abgetrieben … Kurz gesagt: Die Startsituation im neuen Leben ist schlecht.

    „Karma“ - und damit der die Lebensvorstellungen der Menschen prägende Grundgedanke der Reinkarnationslehre - besagt: Mein jetziges Leben und insbesondere die jetzige Startsituation sind weitgehend das Ergebnis der Taten aus meinem früheren Leben oder sogar aus mehreren früheren Leben. Ich bin für die jeweilige Startsituation selbst verantwortlich.
    Für beide Hochreligionen, Hinduismus und Buddhismus ist die Reinkarnation eine Notwendigkeit, denn nur durch sie wird letztlich „Erlösung“ möglich. Zugleich ist sie eine Qual, ein Fluch, und das ganze Bestreben der Gläubigen dieser Religionen geht dahin, so zu leben, dass sie vom ständigen „Wiedergeborenwerden-Müssen“ befreit werden.

    In den bei uns heute gängigen, vor allem im Bereich der Esoterik beheimateten Reinkarnationsvorstellungen hat sich einiges geändert. Im Gegensatz zu den beiden Hochreligionen wird Reinkarnationsvorstellung bei uns weitgehend als Heilsbotschaft verstanden. Vereinfacht gesagt: Was in diesem Leben nicht gelungen ist, kann im nächsten oder in den folgenden Leben nachgeholt werden. Es gibt immer wieder neue Chancen.

    Was Reinkarnation und Christentum unterscheidet
    Dazu fünf Aspekte:

    - 1.  Das Gottesbild: Gott ist Person - und nicht „Weltseele“ oder kosmisches Gesetz
    Nach dem christlichen Glauben ist Gott nicht irgendeine unpersönliche allkosmische „Weltseele“ oder ein kosmisches Gesetz. Er ist auch keine kosmische Energie oder eine universelle Liebe. Gott ist vielmehr ein DU, eine Person; ja sogar eine Liebesgemeinschaft (Dreifaltigkeit), die uns an Seinem Leben Anteil geben möchte. Gott ist ein Du, das ein Antlitz hat und uns liebevoll anschaut. Deshalb können wir mit Gott eine bewusste und persönliche Beziehung haben. Gerade dies zeigt die herausragende Würde des Menschen.
     
    - 2.  Schöpfung und Schöpfungsglaube – und nicht „ewiger“ Kreislauf.
    Nach dem Reinkarnationsmodell hat die Seele eine lange Reihe von Leben vor sich und auch hinter sich. Im Tod werden jeweils „die Pferde gewechselt“ (L. Feuerbach), das heisst: Es geht auf der irdisch-geschichtlichen Strasse weiter, jedoch in einem anderen Körper. Deswegen gibt es keine einmalig-individuelle Persönlichkeit.

    Der Reinkarnationsglaube ist geprägt von einem zyklischen Denken. Man spricht vom „Rad des Lebens“, vom „Kreislauf der Dinge“. Der christliche Glaube spricht hingegen von der Schöpfung. Das heisst: Gott hat einen Anfang gesetzt und Gott wird auch ein Ende setzen. Es gibt eine Geschichte und folglich ein geschichtliches Denken. Kein Ereignis wiederholt sich in genau gleicher Weise.
    Der christliche Glaube spricht davon, dass Gott der Schöpfer der Welt und jedes einzelnen Menschen ist. Jeder Mensch ist individuell und einmalig von Gott ins Leben gerufen und steht auch in persönlicher, individueller Beziehung zu Gott. Jedem spricht Gott zu: „Du bist als ganzer Mensch einmalig geschaffen - mit Körper und Seele, mit Geist und Emotionen. Du bist als Abbild Gottes geschaffen, als eine einmalige, einzigartige Person, und du bleibst diese einmalige, unverwechselbare Person bis in alle Ewigkeit.“

    Zum Schöpfungsakt Gottes gehört auch die Erschaffung der Seele. Die Seele ist nicht aus sich heraus unsterblich, vielmehr handelt es sich um „eine ‚geschenkte’ Unsterblichkeit. Das bedeutet: Wir sind nur deswegen ‚unsterblich’, weil – etwas salopp gesagt – Gott ’unsterblich’ in uns verliebt ist! Diese ‚Liebesbeziehung’ Gottes zu uns macht uns ‚unsterblich’. Unsere Seele ist (…) deswegen unsterblich, weil Gott uns, indem er uns ins Dasein ruft, mit unbedingt treuer Liebe bejaht; weil er uns unter keiner Bedingung, auch in Schuld und Tod, nicht fallen lässt; und weil er uns dabei zugleich auch die Fähigkeit gibt, uns unbedingt von ihm lieben zu lassen und ihm darauf zu antworten. Das macht unsere Seele, ja uns selbst in unserem ganzen Menschsein vor Gott unsterblich. Das macht uns auch über den Tod hinaus bewahrens- und liebenswert.“ (Vgl.: Medart Kehl, Und was kommt nach dem Ende? Von Weltuntergang und Vollendung, Wiedergeburt und Auferstehung, S. 74.)

    - 3.  Einmalige Verantwortung im Jetzt – und nicht unbeschränkte Möglichkeiten des Nachholens
    Der Reinkarnationsglaube fordert den Menschen nicht zwingend dazu heraus, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und endgültige Entscheidungen zu treffen. Denn es gibt unzählige Möglichkeiten des Nachholens. Was in diesem Leben nicht gelernt wurde, kann (und muss) - zum Teil unter wesentlich schwierigeren Bedingungen – im nächsten Leben nachgeholt werden.
    Der christliche Glaube aber sagt, dass Gott mit der Erschaffung jedes Menschen ein Ziel hat: Er möchte jedem Menschen Seine Liebe schenken und ihn in alle Ewigkeit Seine Liebe erfahren lassen. Weil Lieben und Sich-lieben-Lassen Freiwilligkeit voraussetzt, muss der Mensch auf dieses wunderbare Angebot persönlich seine Antwort geben. Antwortgeben aber beinhaltet immer eine Entscheidung.

    Weil sowohl das Ja eines Menschen wie sein Nein von Gott ernst genommen wird, hat unsere Antwort Folgen. Hier und jetzt, also in diesem Leben, entscheidet sich unsere ewige Zukunft. Das meint die Bibel, wenn sie vom Gericht spricht: „Und wie es dem Menschen bestimmt ist, ein einziges Mal zu sterben, worauf dann das Gericht folgt, so wurde auch Christus ein einziges mal geopfert, um die Sünden vieler hinweg zu nehmen“ (Hebräer 9,27).
    Weil der Mensch zur Entscheidung für Gott herausgefordert ist, kann und darf die Entscheidung, sich wirklich auf Gottes Liebe einzulassen, nicht einfach beliebig vor sich her geschoben werden. Denn es gibt einen Zeitpunkt, da ist es zu spät – und diesen Zeitpunkt haben nicht wir in der Hand.

    Gott nimmt uns Menschen in unserer Freiheit und Entscheidungsfähigkeit ernst, und deshalb betont die Heilige Schrift immer wieder das Hier und Jetzt: „Ach, würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören! 'Verhärtet euer Herz nicht ...!'“ (Psalm 95,7b-8a);„… ermahnt einander jeden Tag, solange es noch heisst: Heute …“ (Hebräer 3,13); „Nutzt die Zeit“ (Epheser 5,16; Kolosser 4,5), denn morgen könnten wir keine Zeit mehr haben ... „Deshalb wollen wir, solange wir noch Zeit haben, allen Menschen Gutes tun …“ (Galater 6,10); „Unsere Tage zu zählen lehre uns, dann gewinnen wir ein weises Herz“ (Psalm 90,12). Denn unsere Zeit ist begrenzt!

    Das Versäumte kann nie nachgeholt werden. Das ist der heilige Ernst unserer Lebenssituation im jetzigen ganz konkreten Leben. Und gerade diese Einmaligkeit jedes Ereignisses und jedes Augenblickes unseres Lebens macht die Kostbarkeit aus. Wäre alles unzählige Male wiederholbar und erlebbar, würde alles furchtbar banal und leer, ohne Tiefe und damit auch ohne vollen Genuss.

    - 4.  Vollendung durch Gnade (Kreuz) – und nicht durch Eigenleistung
    Der Reinkarnationsglaube besagt: Ein Leben ist zu kurz, um zur Vollendung zu gelangen. Vollendung geschieht vor allem durch eigene Leistung, auch wenn manche Formen des Reinkarnationsglaubens die Möglichkeit einer höheren Entwicklung auch durch Einwirkung von „göttlicher Gnade“ mit einbeziehen.
    Der christliche Glaube setzt die Akzente anders: Die „Eigenleistung“ tritt zurück und die Gnade Christi rückt ins Zentrum. Wir Christen erhoffen die Vollendung wesentlich durch die von Christus erwirkte und geschenkte Erlösung.

    Denn Gott selbst ist aus reiner Barmherzigkeit und Liebe in Seinem Sohn Jesus Christus Mensch geworden. „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Johannes 3,16). Ja mehr noch: Jesus Christus war bereit, alle Schuld sowie die Last der ganzen Menschheit auf sich zu nehmen und damit am Kreuz zu sterben. So viel ist jeder Ihm ganz persönlich wert!
    Der christliche Glaube sagt: Jesus Christus ist der Erlöser aller Menschen. Ihm verdanken wir unser Heil. Jeder Gedanke von Selbsterlösung oder Selbstreinigung auf Grund eigener Leistung ist dem Christentum entgegengesetzt. Jeder Versuch von Selbsterlösung sondert uns von Gott ab. Das meint Sünde: Absonderung von Gott. Wir meinen Gott nicht mehr nötig zu haben.

    Die Erlösungstat Jesu Christi gilt allen Menschen und wird sich vor allem am Ende unseres Lebens offenbaren. Dies zeigt sehr eindrücklich das Verhalten Jesu am Kreuz dem einen Schächer gegenüber, der sich nach seinem katastrophalen Leben Jesus zuwendet und um Erbarmen bittet. Zu diesem sagt Jesus: „Heute noch wirst du mit mir in Paradiese sein“ (Lukas 23,43).
    Der christliche Glaube vertraut darauf, dass Gott – wenn wir uns für Ihn öffnen - uns in unserem Tod, so wie wir geworden sind, annimmt, und unser ganzes Leben, auch mit der Schuld, den Wunden und dem ungelebten Leben, an Sein liebendes Herz drückt. Diese letzte Begegnung mit der unendlichen Barmherzigkeit Gottes wird im Licht der Wahrheit unseres Lebens und durch die Gnade der Erlösung Jesu Christi am Kreuz unser Leben vollenden. Die eigene Leistung besteht darin, sich ganz dem Erlöser Jesus Christus anzuvertrauen.
    Gott vollendet wesentlich durch die Gnade - auch im Gericht, wo die ganze Wahrheit des Lebens offenbart wird. Gott ist es, der unser Leben vollendet - nicht wir selbst können oder müssen dies tun. Selbst wenn dieser Prozess der Vollendung (durch das so genannte Fegefeuer) schmerzhaft ist, so ist auch hier Gott mit Seiner Gnade am Werke. Während der Reinkarnationsglaube dem Menschen viel (an eigener Leistung) abverlangt, stützt sich der christliche Glaube auf die Erlösungstat Jesu, der all unsere Sünden auf sich genommen und getragen hat und uns Vollendung und ewiges Leben schenkt - einfach aus Seiner Liebe heraus schenkt.

    - 5.  Vertrauen in die unser Denken übersteigende Liebe Gottes - und nicht „wissende Rechtfertigung“ jeden Schicksals

    Im Rahmen der Reinkarnationsvorstellung kann mit „Karma“ (fast) alles erklärt werden. Das Karma-Gesetz besagt ja, dass jedes Unglück und jedes (scheinbare) Unrecht, das uns jetzt widerfährt, verdient sei durch die Missetaten unserer Seele im früheren Leben. Bei einem solchen Denken steht der Mensch mit seinen Taten im Mittelpunkt.
    Der biblische Glaube sieht aber Gott im Zentrum. Er meint hier viel weniger erklären zu können. In der frühen biblischen Zeit des Alten Testamentes war die Vorstellung eines „Tun-Ergehen-Zusammenhanges“ vorherrschend. Nach dieser Vorstellung fällt die Schuld in irgendeiner Weise auf den Täter zurück. Dieses Denken, das sich beim Buch Hiob bei seinen Freunden noch zeigt, wird gerade hier aufgebrochen. Hiob wehrt sich gegen sein Leid und sagt, dass sein Leiden ungerecht sei. Und Gott gibt ihm am Ende Recht! Nach dem Reinkarnationsglauben würde Gott ihm sagen: Schau mal in dein letztes Leben! Du leidest wegen deines schlechten Karmas. Aber das wird nicht gesagt.
    Christlich glaubende Menschen sehen sich gezwungen, widersinnig und ungerecht erscheinende Lebensschicksale in all ihrer Unbegreiflichkeit stehen zu lassen, zu klagen, zu fragen … Dabei vertrauen sie der Solidarität Gottes, der sich in Jesus Christus als leidender Gerechter derart in das Leid der Menschheit eingelassen hat, dass Er am Kreuz mit einem Warum auf den Lippen starb. Aber das ist nicht das Ende. Jesus vertraut selbst in dieser Situation dem Vater und ruft: „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist“ (Lukas 23,46). Im Blick auf ihn müssen wir lernen, Fragen auszuhalten, nicht vorschnell Antworten zu geben; im Vertrauen; dass Gott allein alles weiss!

    Gott selbst steht in Seiner mitfühlenden Solidarität ganz auf der Seite dessen, der Not und Unrecht erleidet. Unsere Aufgabe besteht darin ungerechtes Leid vorerst zu bekämpfen wo und wie es immer möglich ist. Manches an Leid muss dann aber selbst ertragen und ins eigene Leben integriert werden. Dabei leitet uns die Glaubensgewissheit: Gott möchte jedes Leiden, das Menschen erfahren, in Segen verwandeln.
    Der christlich Glaubende vertraut, dass in jedem Leid eine Gnade verborgen ist, die wir oft erst mit der Zeit entdecken können. Denn auch Leid, Ungerechtigkeit, Schuld und Versagen können für einzelne Menschen der ihnen gemässe Weg zu ihrer persönlichen Sinnfindung, Reifung und somit – paradoxerweise – zu ihrem individuellen Glück sein. Wer will das von aussen beurteilen? Oft genug kann es der Leidende selbst nicht. Hier aber vertraut der christlich Glaubende der Güte und der Gerechtigkeit Gottes, auch wenn er dessen Wege nicht versteht. Er glaubt daran, dass Gott nach dem Tod die Mängelerfahrungen nicht nur ausgleichen, sondern durch Seine überfliessende Liebe in einen überfliessenden Reichtum verwandeln kann und wird.

    Hier noch eine Frage, die öfters gestellt wird: „Was ist mit den abgetriebenen Kindern? Was ist mit den Fehl- und Totgeburten? Verpassen sie nicht das Leben?“ Diese Frage ist menschlich verständlich. Aber sie greift zu kurz – denn hinter dieser Frage steht (unausgesprochen) das Denken, dass nur oder vor allem das irdische Leben zählt. Nur die irdische und begrenzte Lebenszeit ist hier im Blick.
    Die Reinkarnationsvorstellung gibt auf solche Fragen folgende Antwort: Diese Kinder kommen anschliessend wieder in diese Welt, wieder und wieder! Sie erlangen durch eine Unzahl von Wiedergeburten die ihnen gemässe Vollendung.

    Der christliche Glaube aber hat eine ganz andere Perspektive, nämlich die Perspektive des ewigen Lebens und der Fülle des Glücks in der Gemeinschaft mit Gott. Das, was jeder von uns für sich selbst glaubend erwarten kann, gilt auch für diese Kinder: In ihrem Tode begegnen sie Gott. Von Ihm werden sie - wir wissen nicht wie – so geführt, dass sie sich für Gott und Seine Liebe entscheiden können. Dann wird Gott ihr Leben vollenden.
    Diesen Kindern, wie allen Menschen, von denen wir (unbedacht) sagen, sie seien zu früh gestorben, wird nichts an Glück und Erfüllung vorenthalten. Sie verpassen nichts, denn die grösste Erfüllung, die denkbar vollkommenste Entfaltung des Menschen, ist nicht auf dieser und in dieser Welt zu finden, sondern in der Vereinigung mit Gott. Wir denken oft zu kurz und viel zu klein von Gott und Seiner Liebe.

    Der christliche Glaube sagt, dass jeder Mensch seinen ganz individuellen Weg hat, der ihn zum Herzen Gottes führt. Auf diesem Weg haben wir auf vieles keine direkten und konkreten Antworten. Zwar suchen wir Menschen immer wieder Erklärungen. Wir wollen verstehen. Die christliche Antwort heisst vertrauen, Gott und Seiner Liebe trauen.
    Dies ist die grösste Herausforderung des Lebens: In allem Ungelösten und Unverstehbaren der grösseren Liebe unseres Gottes zu vertrauen. Wenn wir Ihm dann einst in Seiner strahlenden Herrlichkeit begegnen und in Seinem Licht alles sehen werden, dann – so sagt Jesus - „wird euer Herz sich freuen, und niemand nimmt euch eure Freude. An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen“ (Johannes 16,22b-23a).

    Zum Schluss noch die Frage: Gibt es eine Reinkarnation oder nicht? Der christliche Glaube sagt klar: Der Mensch stirbt nur einmal! (vgl. Hebr 9,27) „Nach dem Tod gibt es keine Reinkarnation“. (KKK1013)

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 100. Was glauben Christen? (Video-Vorträge)
  • 101. Wer ist Jesus? (Audio-Vortrag)

    Hören Sie dazu den 2. Vortrag aus dem Glaubenskurs «Alpha-Kurs für katholische Christen»

  • 102. Wozu starb Jesus? (Audio-Vortrag)

    Hören Sie dazu den 3. Vortrag aus dem Glaubenskurs «Alpha-Kurs für katholische Christen»

  • 103. Christ werden - wie geht das? (Audio-Vortrag)

    Hören Sie dazu den 4. Vortrag aus dem Glaubenskurs «Alpha-Kurs für katholische Christen»

  • 104. Was ist «Reinkarnation» und was bedeutet es, an die Auferstehung zu glauben? (Audio-Vortrag)

    Hören Sie zu diesem Thema einen zweiteiligen Audio-Vortrag entstanden aus der Kleinschrift «Reinkarnation und Auferstehung»