Fragen und Antworten zum Thema Leben in der Kirche

  • 1. Heute sagen viele Menschen: Ich lebe religiös und dafür brauche ich die Kirche nicht.

    „Der Mensch ist unheilbar religiös“ (Nikolai Berdjalew), das heisst, er sucht nach etwas Grösserem, einem höheren Sinn, nach Halt und Hilfe. Die Religiosität geht von diesen menschlichen Bedürfnissen aus. Sie hilft, das eigene Leben tiefer zu gestalten. Menschen können aus dieser Sicht mehr oder weniger religiös sein. Religiöse Menschen benötigen die Kirche in dem Mass, wie sie ihren Bedürfnissen entgegenkommt.

    „Religiös sein“ und „glauben“ sind jedoch nicht identisch. Glauben und Sichanvertrauen beruhen auf persönlichen Erfahrungen und Entscheidungen. Menschen sind dem lebendigen Gott begegnet und haben sich deshalb entschieden, Gottes Plan zu dienen. Sie suchen Gottes Willen.

    Religiosität dagegen versucht, die eigenen Pläne und Wünsche mit Gottes Segen zu verwirklichen. Der Glaubende fragt nach den Zielen und Interessen Gottes, weil er erfahren hat, dass Gottes Pläne dem Heil aller, also auch dem eigenen, dienen. Mit anderen Worten: Der religiöse Mensch sorgt sich in erster Linie um sich, während der Glaubende zuerst nach der Sorge Gottes fragt.

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 2. Warum ist das Verhältnis zur Kirche bei vielen negativ geprägt?

    Wir alle bringen Erfahrungen und Prägungen aus der Kirche mit, welche uns oft wenig bewusst sind. Überlegen Sie: Welche Personen oder Ereignisse waren Ihnen im Zusammenhang mit der Kirche wichtig? Mit welchen Personen verbinde ich die Kirche? Wie erlebe ich diese Menschen? Haben diese eine besondere Ausstrahlung?

    Bedeutungsvoll ist/war auch das Verhältnis unserer Eltern oder unserer ersten Bezugspersonen zur Kirche. Was haben sie erfahren und wie haben sie über die Kirche gesprochen? All dies hat in uns Prägungen und Urteile festgesetzt und positive oder belastende Gefühle hinterlassen. Welche Empfindungen stossen in mir auf wenn ich z. B. das Wort «Papst» höre? Sind es Gefühle von Freude, Stolz, Bewunderung oder steigen eher Empfindungen wie Ärger, Ablehnung, Unmut in mir hoch?

    Wichtig ist es, diese Prägungen zu erkennen. Denn ohne diese Erkenntnisse kann schwerlich ein Heilungs- oder neuer Orientierungsprozess beginnen. Es kann auch keine objektive Sichtweise wachsen und keine gesunde Kirchenidentität gelebt werden.
    Wir alle müssen im Verlauf unseres Lebens eine kritische Distanz zu unserer Erziehung und ihren Werten gewinnen. Nur so können wir unsere eigenen Werte entdecken und leben. In diesem Prozess kann uns auch bewusst werden, was wir in der Kirche suchen.

    Was der evangelische Theologe Karl Barth über die Bibel sagte, lässt sich auch auf die Kirche übertragen: «Wir werden in der Bibel gerade so viel finden, als wir suchen: Grosses und Göttliches, wenn wir Grosses und Göttliches suchen; Wichtiges und Historisches, wenn wir Wichtiges und Historisches suchen, überhaupt nichts, wenn wir nichts suchen.» Deshalb die wichtige Frage: Was suche ich in der Kirche?

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 3. Weshalb gibt es so viel oberflächliche Kirchenkritik und ein wachsendes Desinteresse am Leben der Kirche, insbesondere auch bei katholischen Gläubigen?

    Das hat viele Gründe. Ein Grund kann folgender sein: Viele katholische Gläubige haben sich nach dem Religionsunterricht in der Schule mit dem Glauben nicht mehr auseinander gesetzt. Das Glaubensverständnis ist somit in den Kinderschuhen stecken geblieben.

    Dazu kommt noch etwas: Wenn wir die Glasfenster einer Kathedrale von aussen betrachten, sind sie nicht besonders schön. Meist erscheinen sie dunkel und schmutzig. Es sind oft auch Lötstellen, Defekte oder Flicke auszumachen.

    Wenn wir im Innern der Kathedrale stehen und durch die gleichen Fenster Licht und die Sonne durchscheint, dann zeigen die Fenster ihre wunderbare, farbige Pracht. Es ist das Licht, welches die Fenster zu Schmuckstücken, macht. Von aussen ist diese Schönheit nicht sichtbar. Ebenso verhält es sich mit der Kirche.

    Wir können die Kirche von aussen, mit den Augen der Welt betrachten. Mit dieser Sichtweise entdecken wir vieles, was schmutzig und nicht in Ordnung ist. Wir sehen manches, was nicht mehr modern ist und der heutigen Welt nicht entspricht, zumindest nicht der Norm der heutigen Gesellschaft. Das befremdet viele und nicht wenige wenden sich deshalb von der Kirche ab. Wenn wir die Kirche allein mit den weltlichen Augen und nach unseren Massstäben sehen, können wir sie endlos kritisieren.

    Die Schönheit der Kathedrale offenbart sich erst, wenn wir „drinnen“ sind. Wenn wir „drinnen“ sind, wird uns die Erfahrung des Lichtes Jesu, das wir von aussen nicht erkennen und in uns aufnehmen können, in eine neue Wertschätzung der Kirche und zugleich auch in eine neue Kritik an der Kirche führen.

    Ob ich die Kirche von aussen oder von innen betrachte entscheidet der eigene Standort. Der Weg zur Innenansicht geht durch das Eingangstor. Dieses Eingangstor, das die Sichtweise wechselt, ist in der Kirche die Taufe. Da geschieht ein Standortwechsel. Wir treten ins Innere der Kirche. Damit können wir erst richtig die Schätze und Schönheiten der Kirche sehen. In der frühen Kirche war der Weg von aussen nach innen das Katechumenat, welches ein bis drei Jahre dauerte. Dabei war der entscheidende Schritt durch die Türe in den Innenraum der Kirche die Taufe.

    Durch die Taufe wird man Teil dieser Kirche und gehört zu einer neuen Familie. Mit den eigenen Familienmitgliedern verbinden uns in der Regel Zugehörigkeitsgefühle. Dies hat auch Karl Rahner, ein kritischer Theologe bestätigt: „Die Kirche ist … meine Mutter. Und eine Mutter schlägt man nicht.“ Als Mitglied einer Gemeinschaft wird man stets als Betroffener fühlen, reden, handeln und urteilen.

    Damit beginnen wir in neuer Weise unter den Fehlern der Kirche zu leiden. Wir sehen, wie viele Fehler es bei uns gibt, wie viel falsch verstandenes Christentum wir leben, wie sehr es uns an Demut mangelt. Wir merken, dass es bei uns an echtem und lebendigem Glauben fehlt. Es schmerzt, dass wir so lau sind und viel zu wenig aus der Freude des Glaubens leben oder zu wenig unser ganzes Leben einsetzen. Wir stellen erschüttert unsere Enge und den Mangel an Heiligem Geist fest. Als Mitglied der Kirche wird sich auch unser Schmerz wandeln: Bisher konnten wir wie Zuschauer von aussen kritisieren. Nun spüren wir den Schmerz der Kritik in der eigenen Seele.

    Viele meinen heute den christlichen Glauben zu kennen, obwohl sie den Weg durch das Tor ins Innere der Kirche noch nicht gegangen sind. Sie sind zwar getauft, aber nicht evangelisiert. Sie haben die Schönheit des Evangeliums noch nicht erfahren. So sind sie noch nicht zum inneren Licht vorgestossen und können sich somit gar nicht am Licht Jesu Christi in der Kirche erfreuen.

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 4. Wie können wir hilfreich mit kritischen Äusserungen über die Kirche umgehen?

    Drei Schritte können hilfreich sein:
    Erstens: Menschen, die Kritik an der Kirche äussern, sollen ernst genommen werden. Vorerst ist es hilfreich, ihnen einfühlsam zuzuhören und ihnen unser Verständnis zu zeigen. Sie sollen spüren, dass sie mit ihrer Kritik angenommen sind. Wir lassen sie ausreden, ohne unsererseits schon mit Gegenargumenten aufzukreuzen.

    Dabei werden wir nicht Öl ins Feuer giessen, indem auch wir negative Beispiele erzählen. Wir wollen die Menschen nicht in ihren negativen oder verletzten Gefühlen bestärken, sondern ihnen helfen, dass sie sich mit ihren Erfahrungen versöhnen können. Dazu können Worte der Anteilnahme helfen, wie: „Ich verstehe dich, dass ...“ Oder: „Ich bitte um Vergebung, dass wir als Kirche dich so verletzt haben.“ Hilfreich können in dieser Phase auch Fragen sein, wie: „Wie bist du zu deinem Urteil gekommen?“ „Was hast du erlebt?“

    In einem zweiten Schritt wollen wir das „goldene Korn“ in der Kritik suchen. Z. B. wenn über die Sexualmoral geschimpft wird: „Ich sehe, dass dir ein gutes und von Schuldgefühlen freies Erleben der Sexualität ein Anliegen ist.“ Oder bei der Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche: „Du machst dir Sorgen ..., dass die Frauen ihren Platz und ihre Würde auch in der Kirche erhalten.“ Also immer das positive Anliegen sehen und wertschätzen.

    Ein dritter Schritt könnte darin bestehen, dass ich von meiner eigenen Erfahrung erzähle und darin aufzeige, weshalb ich zu einer anderen Sichtweise gekommen bin. Das schlichte Einstehen und Bezeugen ist hilfreicher als das Bekämpfen anderer Meinungen.

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 5. Was bedeutet der Satz: „Ausserhalb der Kirche kein Heil“?

    Dieser Satz ist ursprünglich von Cyprian von Karthago (200 – 258) formuliert worden. Er war im Laufe der Geschichte vielen Missverständnissen unterworfen. Ein Missverständnis bestand darin, dass man damit die Zugehörigkeit zur römisch katholischen Kirche meinte. Doch die Kirche ist viel umfassender als die formelle Zugehörigkeit zur römischen katholischen Kirche. Zudem wurde der Satz zu einer Zeit geschrieben, als es noch keine verschiedenen Kirchen und Konfessionen gab. Worum geht es? Zum besseren Verständnis dazu einige Gedanken:

    1. Dieser Lehrsatz richtet sich zuerst an diejenigen, die zur Kirche gehören. Er will bewusst machen, dass die Kirche alle Heilsmittel besitzt, weil Jesus Christus das Heil aller ist, und die Kirche ist Sein Leib. So ist dieser Satz eine ernste Mahnung: Es ist nicht gut, die rettende Gemeinschaft der Kirche aufs Spiel zu setzen und sie zu verlassen.

    2. Dieser Satz will ferner unsere Sichtweise erweitern. Das Konzil sagt: „Wer das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, jedoch Gott mit aufrichtigem Herzen sucht, und seinen durch den Anruf des Gewissens erkannten Willen mit der Hilfe der Gnade in die Tat umzusetzen versucht, der kann das ewige Heil erlangen (Dogmatische Konstitution über die Kirche, Nr. 16).“Und dieses Heil erlangen die Menschen nicht anders als durch Jesus Christus, auch wenn die Menschen nicht von Jesus Christus und Seiner Kirche wissen. Das Konzil fügt hinzu: „freilich auf Wegen, die Gott alleine weiss.“ So will dieser Lehrsatz bekräftigen, dass Jesus Christus das Heil für alle Menschen ist.

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 6. Warum werden Heilige mit einem Heiligenschein dargestellt?

    Dazu eine kurze Geschichte: Bei strahlendem Sonnenschein spaziert ein Bub mit seiner Mutter an der Kirche vorbei. Er schaut die Fenster an und sagt: «Mama schau, wie schmutzig diese Fenster sind!» Darauf geht die Mutter mit dem Buben in die Kirche. Erstaunt bleibt er vor einem Fenster stehen, das in bunten Farben leuchtet. Er fragt die Mutter: «Wer ist das auf dem Fenster, der so schön leuchtet?» Die Mutter sagt: «Der heilige Franziskus!»
    In der kommenden Woche fragt die Religionslehrerin: «Wer von euch weiss, was ein Heiliger ist?» Da hebt der Bub die Hand und sagt: «Ein Heiliger ist ein Mensch, durch den die Sonne scheint.» Die Sonne kann nur in einem Farbfenster in so bunten Farben leuchten. Genau so leuchtet Jesus Christus in den «Farben» Seiner Heiligen in vielfältiger Weise in unsere Welt. Das wird Er in alle Ewigkeit tun, denn «die Gerechten werden im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten» (Mt 13,43a).
    Heilige werden mit einem Heiligenschein dargestellt. Das zeigt bildhaft, dass der Heilige Gott aus ihren Augen und aus ihrem Wesen strahlt. Deshalb wirken solche Menschen anziehend auf Andere. Sie begegnen in ihnen Gott.

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 7. Was bedeuten in der Ostkirche die Ikonen? Wie können sie uns dienen?

    Die Ikonen sind Abbildungen der verherrlichten Schöpfung. Sie zeigen uns Gottes Herrlichkeit auf Erden. Die Ikonen der Heiligen wollen die Wunder Gottes sichtbar machen, die Er an den Menschen wirkte. Ein Hymnus der Ostkirche singt: „Gott ist wunderbar in Seinen Heiligen.“

    „Die Ikone ist nicht ein Kunstwerk, das schön ist, sondern es ist ihre Wahrheit, die sie schön macht. Eine Ikone kann niemals hübsch sein, sie fordert eine geistige Reife, damit man sie überhaupt erkennen kann“ (Paul Evdokimov).

    Ikonen strahlen eine grosse Ruhe aus. Einzig die Dämonen sind in Bewegung gemalt. Die Ikonen wollen in einem gewissen Sinn das Urbild, das sie darstellen, vergegenwärtigen. Sie sind wie Fenster, durch welche die Heiligen in die irdische Kirche hereinschauen und von der goldenen Aura, der Herrlichkeit der Himmelswelt umgeben, am Gottesdienst der irdischen Gemeinde teilnehmen.

    Zu ihrer Verehrung sagt das 7. Ökumenische Konzil: „Je mehr der Gläubige die Ikonen betrachtet, desto mehr denkt er an den, der repräsentiert wird und strengt sich an, ihm nachzufolgen. Er bezeugt Ehrfurcht und Verehrung ohne jede Anbetung, die nur allein Gott betrifft.“ Und: „Die den Ikonen erwiesene Ehre geht auf das Urbild über, sodass der, der das Bild kniefällig verehrt, in ihm kniefällig die Person des Dargestellten verehrt.“

    In der Eucharistiefeier sagt der Priester zu Beginn des Hochgebetes: „Erhebet die Herzen“. Dies möchten uns auch die Ikonen vermitteln; nämlich unser Herz nach oben auszurichten

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 8. Warum verwendet man Reliquien? Ist das nicht abergläubisch?

    Gott in Seiner Souveränität kann auch durch materielle Dinge wirken, wie bereits das Erste (Alte) Testament zeigt: „Elischa starb, und man begrub ihn. In jenem Jahr fielen moabitische Räuberscharen in das Land ein. Als man einmal einen Toten begrub und eine dieser Scharen erblickte, warf man den Toten in das Grab Elischas und floh. Sobald aber der Tote die Gebeine Elischas berührte, wurde er wieder lebendig und richtete sich auf“ (2 Kön 13,20-21).

    Ähnlich im Neuen Testament: Eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt, berührte das Gewand Jesu. „Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Sofort hörte die Blutung auf, und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem Leiden geheilt war“ (Mk 5,28-29). Ähnliches geschah bei Paulus: „Auch ungewöhnliche Wunder tat Gott durch die Hand des Paulus. Sogar seine Schweiss- und Taschentücher nahm man ihm vom Körper weg und legte sie den Kranken auf; da wichen die Krankheiten, und die bösen Geister fuhren aus“ (Apg 19,11-12).

    Wenn ich das Bild einer Person betrachte, die mir viel bedeutet, kann dadurch so etwas wie eine geistige Verbindung eintreten. Vergleichbares kann auch eintreten, wenn wir die Reliquien einer heiligen Person betrachten oder sie berühren, kann etwas von ihrer Gnade lebendig werden und in mein Leben herüber fliessen.

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 9. Was ist ein Dogma? Was eine Enzyklika?

    Ein Dogma ist eine Evidenz (Licht, Erkenntnis) im Glauben. Das Wort Dogma kommt nicht vom Lateinischen docere (lehren), sondern vom Griechischen dokein (scheinen). Dogmen sind, gläubigen Christen, erleuchtet vom Heiligen Geist, beim Betrachten der Bibel aufgegangen.

    Ein Dogma ist ein Glaubenssatz, der sich auf die Bibel und die Überlieferung der Kirche stützt und vom Lehramt der Kirche (Papst oder Konzil) als verbindlicher Glaubenssatz erklärt wurde. Meist wurde ein Dogma formuliert, um eine Grenze zu ziehen. Dogmen sind Schranken, die uns in der Wahrheit halten und Leitplanken, die uns zur Fülle in Jesus Christus hinführen wollen.

    Enzykliken sind Rundschreiben des Papstes an die gesamte Kirche, in denen er zu Fragen des kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Lebens Stellung nimmt. Auch wenn sie nicht den Charakter der Unfehlbarkeit haben, sollen sie dennoch von den Gläubigen ernst genommen werden im Sinne von: Was willst Du, Jesus Christus, mir durch dieses Schreiben sagen?

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 10. Was sind Kirchenväter? Wieso werden sie so genannt?

    Mit der Bezeichnung Vater drückte das Altertum Autorität, Verbundenheit, Fürsorge und Schutz aus. Gerade in Kulturen, die sehr stark vom Gedächtnis der Ältesten lebten, besassen „Väter“, „Patriarchen“ und „Propheten“ eine wichtige Rolle.

    In der frühen Christenheit haben frühchristliche Schriftsteller den Glauben empfangen und weitergesagt. In ihren Werken gingen sie der Frage nach, wie das Alte Testament und das Neue Testament zusammen zu verstehen sind und wie Gott begreiflich gemacht werden kann. Eine Anzahl dieser frühchristlichen Schriftsteller wurde in den Rang von Kirchenvätern erhoben. Für diesen ehrenvollen Titel Kirchenvater mussten sie vier Kriterien erfüllen:

    1. Altertum: Die Kirchenväter lebten zur Zeit der frühen Christenheit, also in den Jahrhunderten, in denen die christliche Lehre massgeblich begründet wurde.

    2. Rechter Glaube: Die Kirchenväter haben den rechten Glauben und halten am Glauben der Tradition fest. Sie sind nicht irrtumsfrei, sondern bemühen sich, die Substanz der christlichen Theologie im Lauf der Zeit zu entfalten und die christliche Lehre in herausragender Weise zu erklären.

    3. Heiligkeit des Lebens: Nur jene, deren Lebenswandel als vorbildlich galt, wurden als Kirchenväter akzeptiert.

    4. Zustimmung der Kirche: Zu Kirchenvätern wurden nur diejenigen theologischen Schriftsteller, die die Billigung der gesamten Kirche fanden.

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 11. Weshalb wird der Papst Heiliger Vater genannt, obwohl Jesus gesagt hat, „auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen“? (vgl. Mt 23,9)

    Wenn man niemandem auf Erden Vater nennen soll, dürfte man eigentlich auch den eigenen Papa nicht Vater nennen. Die katholische Kirche hat darum diese Anweisung nicht wörtlich verstanden. So hat sie keinem Kind verboten, seinen Vater mit Papa oder Vater anzusprechen.

    Der tiefere Sinn dieser Anweisung Jesu besteht darin, dass Er darauf hinweisen wollte, dass die letzte Autorität Gott Vater ist und alle irdische Autorität von Ihm ausgeht. Letztlich und ewig bleibend ist Gott der Vater aller Menschen. „Daher beuge ich meine Knie vor dem Vater, nach dessen Namen jede Vaterschaft im Himmel und auf Erden benannt wird“ (Eph 3,14–15), (ursprüngliche Übersetzung). Menschen, die etwas von der Vaterschaft Gottes ausstrahlen, werden deshalb Vater genannt, auch wenn sie selbst kinderlos waren. Z.B.: Vater Benedikt, Vater Franziskus, Vater Johannes, Wüstenväter, Mönchsväter, Beichtväter, ... (Ebenso auch Mutter wie z. B. Mutter Teresa). Alle Familienväter und auch alle geistlichen Väter sollen etwas von der bleibenden Väterlichkeit Gottes erfahrbar machen.

    Die Anrede Vater verwendet auch Paulus. Paulus bezeichnete sich als geistlicher Vater der korinthischen Gemeinde: „Hättet ihr nämlich auch ungezählte Erzieher in Christus, so doch nicht viele Väter. Denn in Christus Jesus bin ich durch das Evangelium euer Vater geworden“ (1 Kor 4,15); vgl. auch 1 Thess 2,11).

    Der Titel Heiliger Vater beinhaltet die Anfrage, ob man überhaupt einen auf Erden lebenden Menschen heilig nennen kann. Für den Apostel Paulus war auch das eine Selbstverständlichkeit. Paulus nennt in seinen Briefen alle, die an Christus glauben und auf ihn getauft sind „die Heiligen“ oder die „berufenen Heiligen“ (1 Kor 1,2; Röm 1,7; 2 Kor 1,1; 2 Kor 13,12; Eph 4,12). Und dies, obwohl sie sündhafte Menschen sind.

    Wenn nun allen Christen und Christinnen von der Bibel her die Anrede Heiliger und Heilige zusteht, dann kann und darf doch wohl auch der Papst mit dem Titel Heiliger Vater angesprochen werden.
     

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 12. Ich kann mit dem ganzen Kult um den Papst und dem Treiben im Vatikan nichts anfangen. Was soll ich davon halten?

    Es kann hilfreich sein, zwischen Sympathie und dem Amt zu unterscheiden. Niemand muss den Papst sympathisch finden oder einen Zugang zur Art des Vatikans haben. Das sind Äusserlichkeiten. Viel wichtiger ist das vorurteilslose Hören. Jesus sagt zu Seinen Jüngern: «Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab, wer mich ablehnt, lehnt den ab, der mich gesandt hat» (Lk 10,16). Es geht also um die Frage: Wo spricht durch den Papst oder eine andere kirchliche Autoritätsperson Jesus Christus zu mir? Auf Ihn gilt es zu hören und Ihm gilt es zu gehorchen.

    Es gehört zum Wesen der Kirche, dass Gott nicht nur durch Sein Wort (die Bibel) und durch heilige und vorbildliche Menschen, sondern auch durch Seine Propheten und Hirten – und insbesondere durch den obersten Hirten, den Papst – redet. Dazu aus den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils: «Dieser religiöse Gehorsam des Willens und Verstandes ist in besonderer Weise dem authentischen Lehramt des Bischofs von Rom, auch wenn er nicht kraft höchster Lehrautorität spricht, zu leisten; nämlich so, daß sein oberstes Lehramt ehrfürchtig anerkannt und den von ihm vorgetragenen Urteilen aufrichtige Anhänglichkeit gezollt wird, entsprechend der von ihm kundgetanen Auffassung und Absicht»(Dogmatische Konstitution über die Kirche, 25).

    Und auch dort, wo wir Mühe haben, nicht einverstanden sind und sich Widerstand in uns regt, ist es sehr wichtig, zwischen der Sache und der Person zu unterscheiden. So gilt stets auch Amtsträgern gegenüber das Wort Jesu: «Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe» (Joh 15,12b).

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 13. Warum haben viele Gläubige Mühe mit der Autorität in der Kirche?

    Autorität kommt vom lateinischen augere, was vermehren bedeutet. Wahre und gute Autorität vermehrt und schützt Leben und Glück. Echte Autorität schützt uns auch vor dem Bösen und den selbstzerstörerischen Tendenzen in uns. Sie bringt das Leben der ihr anvertrauten Menschen zur vollen Entfaltung. Das ist auch der Sinn der kirchlichen Autorität.
    Doch in der Autoritätsfrage berühren wir einen wunden Punkt in der heutigen Gesellschaft. Denn wir leben heute in einer Autoritätskrise, die vielfältige Gründe hat. Es ist gut, sich zu fragen: Wie habe ich Autorität erlebt?

    Menschen können Autorität als Druck oder als misstrauende Kontrolle erlebt haben. Es wurde einfach befohlen und Druck aufgesetzt: «Du musst, du hast das zu tun», usw.…, ohne dass nach dem eigenen Willen und den eigenen Gefühlen gefragt wurde. Wenn eine Übermacht des Befehlenden gegeben ist, bleibt meist nur ein widerwilliges Ja, dem man sich zu beugen hat. Innerlich wehrt man sich dagegen und murrt. Da bleibt meist ein bitterer Nachgeschmack zurück.

    Menschen haben nie den Segen der Autorität erlebt, weil sie keine Autoritätspersonen kannten, denen sie ganz vertrauen konnten. Sie waren vielmehr auf sich selbst angewiesen und begannen Autoritätspersonen grundsätzlich zu misstrauen. Sie bestimmten weitgehend selbst, beziehungsweise ihre Gefühlssituation oder ihre Wünsche, was für sich «richtig und falsch» war. Solche Menschen tun sich in der Regel mit einer Heil bringenden Ein- und Unterordnung schwer.

    Eine gute Erfahrung von Autorität können Menschen erfahren, wenn z. B. in einer Familie die Fragen und Probleme miteinander besprochen werden. Alle denken mit. Konflikte werden nicht unterdrückt, sondern offen gelegt. Es wird versucht, auf alle Rücksicht zu nehmen. Alle übernehmen Mitverantwortung. Und auch hier müssen manchmal Entscheide zum Schutz und zum Wohl der Gemeinschaft getroffen werden, die vielleicht nicht für alle einsichtig sind und nicht allen passen. Doch alle wurden, zumindest so weit wie möglich, mit einbezogen.

    Heute können wir auch unter einer fehlenden guten Autorität leiden. Wenn Autoritätspersonen ihre Aufgabe nicht wahrnehmen, weil sie es allen recht machen wollen oder allen Spannungen und Konflikten aus dem Weg gehen wollen, dann bringt dies ein Vakuum mit sich. Menschen nehmen sich dann schnell gewisse Rechte heraus, die ihnen eigentlich nicht zustehen.
    Es ist gut sich folgende Fragen zu stellen:

    1. Wie habe ich in meinem Leben, besonders als Kind, Autorität erlebt? Was empfinde ich heute der kirchlichen Autorität gegenüber? Wie stehe ich zu ihr?

    2. Bei kirchlichen Autoritätsaussagen genügen meist die Informationen aus den Medien nicht, die oft einseitig vom Geist der Welt her urteilen. Es ist besser, die Originaltexte zu lesen oder sich von einer kompetenten Person den Sinn der Aussage erklären zu lassen. Das kann uns diese manchmal in einem neuen Licht erkennen lassen. Darum die Frage: Wo liegt der Sinn der Aussage?

    3. Die Grundversuchung des Volkes Gottes ist, so zu leben und zu denken wie die Mehrheit, wie der Zeitgeist. Doch im Glauben geht es um bleibende Wahrheit. Jesus konnte es nicht allen Leuten recht machen. Er stand für die Wahrheit Gottes ein und ist deswegen getötet worden. Darum die Frage: Habe ich Mühe mit der Wahrheit, weil diese nicht zu meiner Lebenspraxis passt oder ich nicht zu einer Minderheit gehören möchte?

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 14. Wie kann Jesus einem schwachen und sündigen Menschen wie Simon Petrus Seine Kirche anvertrauen?

    Worauf vertraut Jesus bei Simon Petrus: Auf seine Intelligenz, seine moralische Stärke, auf seine Intuition und Führungskompetenz oder andere menschliche Vorzüge? Nein – Jesus baut auf das, was Gott, was der Heilige Geist im Simon bewirkt. Das verdeutlicht die Schlüsselszene im Matthäus-Evangelium.

    Auf die Frage, wer Jesus sei, antwortete Simon Petrus: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel“ (Mt 16,16-17). Dieses Wirken Gottes verleiht Simon eine neue Identität, die im neuen Namen Petrus – Fels zum Ausdruck kommt. Das Wirken des Heiligen Geistes macht Petrus zum Felsen. „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18).

    Jesus baut in schwachen Menschen auf das Wirken des Heiligen Geistes. Und dieser Geist Gottes hält die Kirche in der Wahrheit – durch alle Zeiten und durch alle Fehler auch von Päpsten und kirchlichen Amtsträgern hindurch.

    Fragen und Antworten herunterladen (PDF)
  • 100. Das Geheimnis der Kirche entdecken (Audiovortrag)

    Hören Sie hier den Vortrag «Das Geheimnis der Kirche entdecken»

  • 101. Aspekte der Offenbarung Gottes (Audiovortrag)

    Hören Sie hier den Vortrag «Aspekte der Offenbarung Gottes»

  • 102. Mit der Kirche entsteht das Neue Testament (Audiovortrag)
  • 103. Das Mysterium (Geheimnis) der Kirche (Audiovortrag)

    Hören Sie hier den Vortrag «Das Mysterium (Geheimnis) der Kirche»

  • 104. Leitung und Autorität in der Kirche (Audiovortrag)

    Hören Sie hier den Vortrag «Leitung und Autorität in der Kirche»

  • 105. Aspekte der katholischen Lebenskultur (Audio-Vortrag)

    Hören Sie hier den Vortrag «Aspekte der katholischen Lebenskultur»